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Questankündigung: Rette Tamina

Autor: Ark
Gebiet: Grimmswald, in der Parallelwelt


Mein Name ist Mark, Mark Henderson, um genau zu sein. Ja, ich will genau
sein, denn ich habe eine Geschichte zu erzaehlen, die viele nicht hoeren
wollen, weil sie unbequem ist, weil sie Leuten schadet, die mehr oder
weniger als unbescholten gelten, aber es nicht sind ... doch ich schweife
ab.

Seit genau einem halben Jahr bin ich nun tot. Das ueberrascht meine werte
Zuhoererschaft ? Ich will nun schildern, wie es dazu kam, denn es war
nicht etwa ein friedlicher, zufaelliger Tod, wie er so viele ploetzlich
heimsuchen kann, sondern ein brutaler, schmerzhafter und ungerechter Tod,
der mich ereilte und meine Tochter Tamina zur Waisen machte.

Damals wanderte ich mit ihr im Grimmswald umher, wir waren spaet dran,
unsere Huette, die einsam im Norden des Waldes steht, war weit entfernt.
Die ersten dunklen Schatten durchstreiften die umstehenden Baeume, und
meine Kleine bekam es mit der Angst zu tun, denn normalerweise machen
wir uns immer rechtzeitig auf den Heimweg, wenn wir laenger unterwegs
waren. Nicht lange, da verlor ich die Gewissheit, wo sich der Weg befand,
auf dem wir uns immer sicher waehnten und der auf einigen verschlungenen
Pfaden direkt zu der bescheidenen Huette fuehrte, die unser Heim war.
Schliesslich erkannten wir ein Licht im Wald. Eine Lichtung tat sich im
Dunklen vor uns auf, an deren Rand ein grosses Wirtshaus stand, inmitten
der riesigen Baeume, nur durch einen kleinen Weg nach Sueden mit dem
Hauptweg durch den Wald verbunden.

Zoegernd naeherten wir uns dem Haus, wohl wissend, dass es schon sehr
spaet war, und wir nicht unbedingt mit einer freundlichen Aufnahme fuer
die Nacht rechnen konnten, war doch das Geld immer knapp in unserer
kleinen Familie, seit meine Frau vor ein paar Jahren verstarb. Trotzdem
oeffnete ich die Tuer der Gaststaette, und siehe da, es war noch etwas
Betrieb. Erleichtert setzten wir uns an einen der Tische.

Dann kam SIE, und ich wusste, dass das Unheil langsam unter den Brettern
unter uns hervorzukriechen begann. SIE war ... attraktiv gekleidet, fuer
viele der Maenner der Wirtschaft DIE Attraktion schlechthin. Man konnte
direkt sehen, wie die Blicke der maennlichen Gaeste an IHR hingen, sie
verfolgten und wie die Gaeste nicht schnell genug die Bierkruege leeren
konnten, um von IHR wieder bedient zu werden.

Tamina mochte SIE sogleich nicht, und obwohl ich mich der uebermaechtigen
Anziehungskraft, die SIE verstroemte, nicht ganz verschliessen konnte, wie
ich zu meinem Leidwesen gestehen muss, so merkte ich doch, dass SIE fuer
uns nur Unglueck versprach. Aus irgendeinem Grund zog ich SIE magisch an.
Den ganzen Abend lang verweilte SIE laenger an unserem Tisch als bei den
anderen Gaesten, was diese mit Murren und unwilligen Blicken quittierten.

Schliesslich ging SIE sogar soweit, mir unmissverstaendliche Saetze
zuzuraunen, die ich hier nicht wiedergeben will. Doch dann trat der Wirt
des Gasthofs auf den Plan, ein unangenehmer Zeitgenosse.

Der Gasthof, in dem wir uebernachten wollten, der "Nebelhof", wurde von
einem schwergewichtigen, kraeftigen und vollkommen unsympathischen Kerl
geleitet, der seine Bediensteten nach Belieben drangsalierte. Bis auf eine
Ausnahme ... SIE wurde von ihm wenig belangt, doch als er SIE mit mir
laenger am Tisch reden sah, verlor er sichtlich die Beherrschung. Er kam
zu uns herueber, schrie laut im Schankraum herum und drohte mir. Ich sah,
dass SIE das ziemlich kalt liess, doch der Rest der Gaeste bedachte mich
mit haemischen Blicken. So jedenfalls kam es mir vor. Schliesslich verlor
der Wirt das Interesse an mir und verschwand. Eine andere Bedienung des
Gasthofs naeherte sich unserem Tisch und troestete mich.

Ich ... hatte eine laengere Unterredung mit dieser Kellnerin, sie war
sehr um mich bemueht, auch Tamina gefiel sie, so dass sie noch spaeter
auf unser Zimmer kam. Einiges wurde mir in der Zeit mit ihr klar, unter
anderem vertraute sie mir Dinge an, die meinen Entschluss, am naechsten
Tag beim ersten Sonnenstrahl den Gasthof zu verlassen, bekraeftigten.
Doch es kam ganz anders ...

Mitten in der Nacht weckte mich eine schweissig nasse kleine Hand. Es war
Tamina, die mich auf ein Rumoren vor unserem Zimmer aufmerksam machte.
Ich machte mich gerade bereit, nachzusehen, als die Tuer aufbrach und
einige dunkle Gestalten hereinstuermten. Im Hintergrund sah ich eine recht
deutliche Silhouette, ich bin mir heute sicher, es war der Wirt, der die
schmutzige Arbeit seiner gedungenen Helfer ueberwachte.

Alles weitere erlebte ich wie in einem Trancezustand. Laerm, der starke
Widerstand, den ich leistete, als sie mich ergriffen, das Schreien meiner
armen Tochter, die Tritte und Schlaege, das feuchte Blut an meiner Nase,
in meinen Augen, all das vermischt sich nunmehr zu einem vagen Traum, zu
einem Erlebnis an einem nebligen Tag, wo Geraeusche und Gerueche vom
gnaedigen Nebel verschluckt werden und Visionen bestenfalls vage sind.

Ich wurde hinausgezogen in die Kaelte, durch den einsetzenden Schneefall
zerrte man mich zu einem der Baeume am Wegesrand. Einer der Henkersknechte
stieg auf den Baum, um dort oben ein Seil zu befestigen. Dann erst wurde
mir bewusst, dass ich mit dem Leben rang, es war keinesfalls nur eine
brutale "Lektion", die mir der Wirt erteilen wollte, sondern es war die
dubiose Rache fuer etwas, was ich ihm wohl angetan haben muss. Natuerlich
musste er vollkommen verrueckt sein, doch ich flehte trotzdem um Gnade,
was bei meinen Drangsalierern nur rauhe Heiterkeit ausloeste.

Nur der Wirt stand schweigend abseits und hielt meine arme Tochter fest,
die schreiend versuchte, zu ihrem Vater zu gelangen. Am Ende ergab ich
mich und beendete meine Versuche, mich zu befreien. Ich sprach zum Wirt:
'Was immer Ihr auch mir antun wollt, warum auch immer, ich bitte Euch,
 verschont meine Tochter. Fuegt Ihr kein Leid zu.'

Wortlos sah mich der Wirt an, er gab seinen Gesellen ein Zeichen, worauf
sie das Seil anzogen. Ich muss geschrieen haben, doch alles, was sie
wohl hoerten, war das gepresste Gurgeln aus meinem abgequetschten Hals.
Bevor die Welt um mich herum schwarz wurde, stiess ich noch einen Fluch
hervor, einen Fluch auf den Wirt und seine Spiessgesellen, der sie fuer
ewig heimsuchen sollte. Dann stuerzte ich in die ewige Dunkelheit des
Todes.

Alle die Helfer und Helfershelfer des Wirts sind tot. Das Schicksal hat
sie auf verschiedene Weise ereilt. Nur der wahre Schuldige steht noch
immer unversehrt, ungestraft, scheinbar unantastbar in seinem alten
Gasthaus, dem "Nebelhof". Ich wuenschte, auch hier wuerde das Schicksal
sich mit mir verbuenden, doch er ist nicht ein einfacher Verrueckter,
oh nein ...

Ich spuere, dass auf ihm bereits ein Fluch lastete, bevor ich mich so an
ihm raechen wollte, ein Fluch, der weit schlimmer zu sein scheint als
alles, wozu Menschen sonst faehig sind. Ich bete zu Kandri, dass er
schliesslich gerichtet wird. Doch wer weiss, vielleicht hat er ja seine
Strafe schon hier im Diesseits erhalten.

Diese Geschichte ist wahr, so mir Kandri helfe. Ich bete auch, dass er
meiner Tochter nichts angetan hat. Sicher streunt sie nun irgendwo umher,
auf der Suche nach Sicherheit, die sie damals verloren hat. Ich habe
nur noch die Hoffnung, dass es ihr gut geht.

Mark Henderson

 
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