- von Mistbratze -
Da die Einleitungen zu jeder Art von Berichten ja bekanntlich immer besonders schwer fallen und dann meistens auch noch schlecht ausfallen, lasse ich diese einfach weg und komme gleich zum Inhalt.
Der obige Satz beweist seine Wahrheit im übrigen durch seine Existenz.
Als frischgebackene Zerstörerin war mein Augenmerk fest auf meine weitere Laufbahn und somit auf das baldige Erreichen des Ranges einer Waffenmeisterin gerichtet. Um dieses hehre Ziel zu erreichen, übte ich mich in den mir bekannten Kampftechniken und leistete an vielen zu Unrecht existierenden Monströsitäten aktive Sterbehilfe. Etliche Prolkh´Weths und Gra´Takal gingen durch meine Schule, erlernten Disziplin und Respekt und verbesserten ihre Fähigkeiten. Auch für das Struv leistete ich Arbeit ab und verbesserte damit meine eigene noch längst nicht ausreichende Weltkenntnis. Nicht unerwähnt soll die Tötung eines etwas größeren Drachen im Bauch der Schreckensspitze bleiben, welche mir durch die tatkräftige Unterstützung meiner geschätzten Kollegen und Freunde gelang.
Nachdem ich mich all diesen Fährnissen gestellt hatte, beschloss ich nun endlich, meiner größten Herausforderung in das Auge zu sehen: Die von mir gefürchtete und immer wieder verschobene Anfertigung eines Berichtes zum Wohle der vielen im Verbund der Trves Strebenden. In der wilden Entschlossenheit nichts zu fürchten außer der Furcht selbst, begab ich mich zu unserem hochgeschätzten Kommandanten und bat ihn, mir ein Berichtthema zuzuweisen. Zu meiner leichten Überraschung suchte Brieseltrim nicht lange in dem Papiergrab, das er einen Schreibtisch nennt, sondern überreichte mir prompt einen sauberen Umschlag und sprach: „Ahja Mistbratze, nunun, jaja. Du willst also eine Zalkh´Batar werden? Du weißt schon, dass bisher noch keine in diese Bereiche vorgestoßen ist. Nun. In weiser Voraussicht hat mir Lug, der nutzlose Kerl, ehrenwerte Waffenmeister meine ich, ein Thema für eine Anwärterin vorgeschlagen. Du scheinst mir die geeignete Person für dieses Thema zu sein. Viel Erfolg. Du kannst nun gehen.“ Kurz grinste er mich noch an und widmete sich dann wieder seinen Papieren.
Ich weiß nicht was mich mehr besorgte, das anzügliche Grinsen Brieseltrims oder die Tatsache, dass Lug das Thema ersonnen haben sollte. In mäßiger Eile begab ich mich in mein Haus, um den Umschlag zu öffnen und mein Thema zu erfahren. Doch was musste ich da lesen: „Die Klerikergilde von innen gesehen.“
Das stand doch tatsächlich auf dem Zettel und ein Austrittsformular war gleich beigelegt. Voll des gerechten Zornes flog ich gleichermaßen zu dem hoffentlich scherzenden Brieseltrim. Nach einem knappen Gruß warf ich ihm den beleidigenden Zettel auf den Tisch und schleuderte ihm die einzigen zwei Sätze entgegen, die mir einfallen wollten: „Verstandesklarheit und Sinnesschärfe leite unser Denken. Nutzloses und Eitles tropfe ab an uns, verachtenswert seien Dummheit und Ignoranz.“
Derart an den Kodex der Trves erinnert, errötete Brieseltrim sichtlich und schrieb mir mit einer hingemurmelten Entschuldigung ein neues Berichtthema auf einen Speckzettel: „Geeignete Gebiete zur Waffenknecht- und Soldatenausbildung“. Nun, damit konnte ich zufrieden sein und machte mich dann auch gleich an die Arbeit.
Schon vor der Wahl des Ausbildungsgebietes sollte sich ein Ausbilder über einige Fragen klar werden: Wie stark ist mein Azubi? Über welche Fähigkeiten verfügt er? Wie stabil ist seine Psyche? Verfügt er über genug Disziplin, um den Ansprüchen des Struvs gerecht zu werden?
Diese Fragen sollten dann in ein dem Azubi angepasstes Verhalten münden. Einem eher schwachen Azubi kann durch fördernde Übungen wie Liegestützen oder Rumpfbeugen zu einer kräftigeren Statur verholfen, mangelnde Fähigkeiten können durch verstärkten Drill ausgeglichen, die Psyche kann durch erhöhten Stress gefestigt, Disziplin, ja, Disziplin kann durch unnachgiebige Härte und Strenge gebildet werden.
Zusammenfassend muss der Ausbilder also hart, streng, unnachgiebig und immer wieder fordernd auftreten. Er muss Vorbild und Messlatte sein. Doch auch Gerechtigkeit und Güte muss sich ein Ausbilder zu eigen machen, was nicht bedeutet, dass er seinen Azubi verhätscheln soll. Ein lobendes Wort zur rechten Zeit jedoch kann wahre Wunder wirken. Allerdings ist in diesem Bereich auch vorsichtige Zurückhaltung angebracht, mehr als ein knappes „Das war ja nicht allzu schlecht, nun aber weiter! Los, auf, auf, beweg Dich!“ würde einen Azubi nur in ein falsches und unter Umständen tödliches Gefühl der Sicherheit wiegen.
Hat man sich mithilfe derart feinsinniger Überlegungen auf den Azubi eingestimmt, kann man sich der Frage nach einem geeigneten Ausbildungsgebiet widmen. Wann jedoch kann man ein Ausbildungsgebiet als geeignet bezeichnen? Welche Anforderungen muss es erfüllen, um in Betracht gezogen zu werden? Zuerst einmal sollte das Gebiet frei von allzuvielen Fallen und Täuschungen sein, damit ein in Panik geratener Azubi sich nicht selbst in den Tod stürzt. Es sollte über ein paar sichere Orte verfügen, um dem Azubi eine Ruhepause gönnen, seine Fehler sowie Eigenarten analysieren und ihm so wertvolle Verbesserungsratschläge geben zu können. Das Gebiet sollte über verschiedene Möglichkeiten der Erquickung verfügen oder in der Nähe solcher Stätten der Regeneration liegen, um so die Konzentrationsfähigkeit und körperliche Ausgewogenheit sowohl des Azubis als auch des Ausbilders zu erhalten. Und zu guter Letzt sollte ein Ausbildungsgebiet natürlich auch über eine ausreichende Menge Fleischauslage, sprich Opfer, verfügen. Diese Opfer müssen sorgfältig nach den körperlichen, geistigen und kämpferischen Fähigkeiten des Azubis ausgewählt werden. Sie sollten stark genug sein, um den Azubi, sollte er alleine mit ihnen konfrontiert werden, in Bedrängnis zu bringen, auf das er von dem fortgeschrittenen Ausbilder erlernen kann, wie mit „schweren“ Gegnern umgegangen werden muss. Je nachdem wie sich der Azubi diesen Gegnern gegenüber macht, sollte der Ausbilder korrigierend in den Kampf eingreifen, seinen Azubi schützen bei allzugroßer Gefahr, Techniken demonstrieren, seinen Azubi korrigieren oder ihn bei deutlichem Fehlverhalten in Bezug auf Disziplin und Respekt auch einmal ein paar Schläge mehr einfangen lassen.
Grundsätzlich gibt es sehr viele solcher Gebiete in unserer Welt. Einige sind jedoch für Azubis in den Waffenknecht- oder Soldatenrängen besonders geeignet. Die Rede ist hier allerdings von durchschnittlichen Azubis dieser Ausbildungsklasse, nicht von spätberufenen und kampferfahrenen Trves, welche bereits als Seher durch die Lande ziehen oder von grünen, noch leicht zullenden Kindern, die ein Kartoffelschälmesser mit einer magischen Zweihänderaxt verwechseln und Kirschkerne für die ideale Wurfwaffe halten. Nun jedoch zu den einzelnen Gebieten, die einem Ausbilder besonders gute Dienste leisten können.
Viel zu sehen gibt es nicht in den Tiefen der Orkhöhle, dafür jedoch gibt es dort eine Menge Orks verschiedener Stärke. Bis auf besonders schwache Azubis sind jedoch meistens nur die „starken“ Orks von besonderem Interesse, doch auch von diesen gibt es dort hinreichend viele. Ist man einmal an Boing vorbei in die Tiefen der Orkhöhle eingedrungen, so finden sich neben einem halbverhungertem Troll auch mäßig wertvolle Preziosen und ein Schlüssel zu einer kleinen Echsenstadt. Die Bevölkerung dieser Stadt eignet sich besonders gut zum Hinmetzeln ihrer armseligen Leben. Innerhalb dieser Stadt findet sich denn auch eine recht gemütliche Kneipe und ein etwas seltsamer Laden mit ungesundem Essen, das es angeblich auch in einer Kneipe namens RL zu kaufen gibt. Ist man einmal in dieser Stadt und verfügt über wenig Ortskenntnis und einen schwächeren Azubi, so sollte man sich besonders vor Brunnen hüten, denn diese führen nicht zu einer angenehmen Ausbildung, sondern eher zu einer kleinen Überlebenstour für den Azubi.
Das Orklager ist angefüllt mit den verschiedensten Arten der Orkfressen, welche dort entweder niedere Dienste versehen wie als Koch oder Schmied oder dem Dekapitationsgewerbe nachgehen wie der Henker. Zusätzlich gibt es noch den Berufsstand der Soldaten, die dem Ganzen die leichte Würze geben. Diese sogenannten Soldaten gliedern sich in Patrouillen, Wächter, Leibgarde und sogar so etwas wie einen Kommandanten. Die verschiedensten Orks sind einfache Opfer für jedes Ausbildungsduo und versprechen durch ihre Anzahl und Vielfalt gepflegten Schlachtspaß. Desweiteren kann man nach Dekapitierung des Dekapitierers den Kampf mit den Melodien einer Mundharmonica begleiten. Verpflegungstechnisch ist der Orkkoch nach gewalttätiger Bitte gerne bereit, etwas zu spenden, doch auch andere Quellen sind leicht zu erreichen. Bei genauerer Suche lässt sich für manchen Azubi auch ein Zaubertrank finden oder eine Aufgabe für das Struv erfüllen.
Cifers Höhlensystem findet der geneigte Ausbilder am Kuss von Strand und Gebirge. Die Opfer, die dieses Gebiet bevölkern, sind seltsame lilagestreifte Dämonen, die sich selbst Horis nennen. Diese kleinen hässlichen Racker begeistern jeden frischen Azubi, da sie nach erfolgreicher Berbeitung mit einem lustigen Knall zerplatzen. Für den erweiterten Ausbildungsgang finden sich auch schwächliche Skelette und faule Fische, die jedoch meistens zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führen. Ein Spulwurm und eine martianische Höhlenfliege samt ihrer Larven jedoch machen schon etwas mehr Spaß und führen den Azubi behutsam von der Welt der Kleintiere in die Welt der etwas größeren Tiere ein. Sollte der Bedarf nach Erquickung bestehen, so ist Port Vain oder Nibelheim leicht zu erreichen, wobei der Weg dorthin noch zu einer kleinen Trimm-den-Azubi-Einlage genützt werden kann. Klimmzüge und Liegestützen sowie etwas Dauerlauf haben ja bekanntlich noch niemandem geschadet.
Die Bewohner dieser schönen Stadt werden von einer pflichtbewussten und für ihre Begriffe durchaus ehrenwerten Stadtwache bewacht. Doch durch die Vergehen des Offiziers dieser Wache, hat diese ihren geschützen Status als Wächter über die Sicherheit einer gesamten Stadt verwirkt und sind somit zur Tötung freigegeben. Daher kann der geneigte Ausbilder seinem Azubi hier ein Menü von nicht allzu schweren und eher schlecht ausgebildeten Soldaten vorsetzen, welche auch den Schwächeren unter den Azubis eine kämpferische Kurzweil bescheren. Nebenbei kann das Ausbildungsduo die Schönheiten dieser Stadt bewundern und vielleicht auch einen kleinen Ausflug mit den Eisseglern unternehmen.
Ein dezenter Hinweis auf den fallsüchtigen Offizier der Stadtwache und seine Verfehlungen kann dem dankbaren Azubi in seiner weiteren Kariere im Struv durchaus nützlich sein. Weniger zu empfehlen jedoch sind die Kneipen der Stadt: zu sättigend oder alkoholreich für die nicht gelagegeschulten Azubis ist deren Angebot. Ein Ausflug auf den nahegelegenen Friedhof oder auch anderen Gruften ist daher immer eine gute Idee zur Abrundung der kurzweiligen Sightseeing-Tour.
Direkt bei Port Vain gelegen ist das Goblinlager die erste Adresse für einen kurzen Metzelausflug ins Grüne. Hier kann der Azubi in aller Ruhe alleinstehende Goblins im wahrsten Sinne des Wortes aufreißen und seiner Kampfeslust frönen. Auch der Anfang einer Karierre als Drachentöter kann hier gemacht werden an einem etwas verhungertem Exemplar der Gattung Drache. Doch bei aller Euphorie ist natürlich auch hier Vorsicht geboten, denn schnell kann der erste Drache auch der letzte werden, wenn der Ausbilder nicht die Feinheiten der Technik erläutert oder seinen Azubi zu viele Freiheiten lässt.
Auch in eine komplette Rotte von Goblins, die sich um ihren Anführer schart, zu stolpern oder die Begegnung mit einem zauberrülpsenden Hexer der kleinen Widerwärtlinge kann schnell zu überhastetem Ableben führen. Doch bei geeigneter Führung bietet sich dem Azubi mit der Unterstützung des Ausbilders die Möglichkeit, der Goblingefahr Herr zu werden und sich einige Lorbeeren zu verdienen. Nach getaner Arbeit oder für einen Snack zwischendurch finden sich in Port Vain ansehnliche Quellen der Labung und sogar eine Möglichkeit, sich des Dänischen oder des Dänen zu bemächtigen.
Die Schreckensspitze ist eines der dankbarsten Ausbildungsgebiete für jede Art der Ausbildung in der bekannten Welt. Sie bietet dem geneigten Ausbilder und seinem Azubi in sechs Ebenen zahlreiche Gegner der verschiedensten Schwierigkeitsstufen. Auch viele Heilstellen befinden sich in dem Bauch des Berges, die sowohl Ausbilder als auch Azubi ausreichend erfrischen können. Für die Ausbildung von Krakh´Getres und Prolkh´Weths besonders geeignet sind jedoch nicht alle Ebenen. So ist es empfehlenswert, Teile der wässrigen und flammenden Ebenen in den Eingeweiden der schrecklichen Spitze zu meiden und nicht weiter als bis in die eisigen Regionen des Berges zu den lebendigen Suddeleistüten, die sich selbst Eisgiganten nennen, vorzudringen. Besonders hervorzuhebende und zur Übung geeignete Gegner dieses Gebietes sind ein Anführer der Orkfressen, ein je nach Betrachtungsweise mopsiger Troll oder trolliger Mops, ein kannibalistischer Küchensklave, auch als Knochenschäler bekannt, ein Blechlurch, der sich Drache schimpft, der gesamte Gemüsegarten inklusive der angesiedelten gelbschwarz geringelten Hauskatze, allerlei Schleimgetier, verschiedenstes Eisgefleuch und die Bewohner der Kristallebenen, welche nach dem Exitus in Einzelteilen davongetragen werden können.
Besonders gut zur Demonstration der verschiedensten Techniken sind die Bewohner eines etwas leichter zu überlebenden Wassergebietes, die sogenannten Knutschfische, geeignet. Diese putzigen kleinen Lippenquetscher freuen sich geradezu, im Dienste der Bildung ihr Leben zu lassen, und vollführen selbst während des Kampfes kleine nette Kunststückchen, welche den weltoffenen Kämpfer zu verschiedenen Variationen der Technik des Kampfsprunges oder des Ausweichens anregen. Leider sind diese possierlichen Schwimmblasen derart beliebt, das sie zumeist nur mit den Bäuchen an der Wasseroberfläche dümpeln und wenig kampfbereit sind. So nett diese Tiere sind, ist der Besuch dieser Ebene mit einem Felinenazubi nicht empfehlenswert, da diese Kämpfer in nassem Zustand zu einem sehr unangenehmen Geruch neigen. Eine weitere Exploration der Heimat der Knutschfische ist mit Soldaten oder Waffenknechten nicht zu empfehlen, da sie zu einfach den Weg zu Lars finden könnten. Besonders beliebt bei den Azubis ist die Schreckensspitze aufgrund der vielen Zaubertränke, die sich in den Eingeweiden des Felsens verbergen, und der Tatsache, dass die bei der Ausbildung erworbene Ortskenntnis bei einer späteren Trophäenjagd für das Struv besonders nützlich werden kann.
Abschließend sei bemerkt, dass die Erfahrung ganz unabhängig vom gewählten Gebiet die wichtigste Komponente eines Ausbilders ist.
Viel Vergnügen beim Ausbilden.
Mistbratze