- von Steinchen -
Zalkh´Batar Brieseltrim hat mir den Auftrag erteilt, alles über Edelsteine auszukundschaften. Er hat gehört, dass die kurzbeinigen Axtschwinger unter uns nicht genug von diesem Glitzerzeugs bekommen können und nun sollte ich mal Ausschau nach den schönsten „edlen Steinen“ halten.
Also überlegte ich, wie ich diese Aufgabe am besten lösen könnte und suchte einige meiner bärtigen Freunde auf, um mir bei ihnen Rat zu holen. Bei dem Wort Edelsteine überschlugen sich ihre Erzählungen und aus ihren Augen sprühte förmlich ihre legendäre Gier nach Gold und Edelsteinen. Sie erwähnten Rubine, Smaragde und schwärmten von dem Feuer der Diamanten. Vorsichtig fragte ich nach den Fundstellen dieser Kostbarkeiten, aber ich stieß auf taube Ohren, das wollten sie mir offensichtlich nicht verraten, soweit ging ihre Freundschaft nun doch nicht. Einer von ihnen drückte mir ein Edelsteinsäckchen in die Hand und als ich es öffnete, fand ich nicht einen einzigen klitzekleinen, wertvollen Splitter, nur gähnende Leere.
So kam ich nicht weiter. Also packte ich meinen Rucksack bis an den Rand voll mit Proviant und nahm meine besten Waffen mit. Allerdings musste ich aus Platzmangel in meinem Gepäck auf zwei meiner Lieblingsdolche verzichten, denn ich sollte ja dieses Säckchen mit dem angeblich wertvollen Ballast füllen. Widerwillig verließ ich meinen Lieblingsplatz, den Imbiss in Williburg, um meinen Auftrag zu erfüllen.
Auf der Dorfstraße sprang ich über eine Absperrung und gelangte in die Orkhöhlen. Ich suchte mir einen Weg durch das Höhlenlabyrinth, musste einige angriffslustige Wächter beiseiteräumen und nachdem ich schon einigen Rüstungs- und Waffenplunder als Beute mitnehmen konnte, stand ich in einem Wachraum. Die einzige Einrichtung hier war eine hölzerne Truhe. Neugierig öffnete ich sie und hatte meinen ersten Erfolg.
Ein Rubin, ich hielt ihn gegen das Licht und er funkelte wunderschön. Für einen kurzen Moment konnte ich die Zwerge verstehen. Bevor noch aus irgendeiner Ecke ein Wächter auftauchen konnte, steckte ich meinen ersten Edelstein in das Säckchen und machte mich weiter auf die Suche.
Ich wanderte lange und schließlich kam ich ins Neandertal. Die Wächter am Eingang waren friedlich und ließen mich passieren. Kreuz und quer irrte ich durch das Tal, wurde von komischen Flugsauriern buchstäblich vollgeschissen und wollte grad umkehren, als ich den Eingang einer Höhle entdeckte.
Vorsichtig traute ich mich weiter und stand in einer alten Steinhöhle. Sie war erfüllt mit seltsamen Schwingungen, die in mir ein Gefühl der Geborgenheit weckten. Ich hielt mich aber nicht lange mit diesem Gefühlsgedusele auf, sondern schaute mich hier lieber weiter um. An den Wänden und der Decke waren Malereien, mit vielen Szenen aus der Vorzeit der Zivilisation. Der ganze Boden bestand aus Steinplatten, die mit seltenen Edelsteinen geschmückt waren. So sehr ich mich auch bemühte, einige davon als Beute mitzunehmen, es gelang mir nicht. Ich konnte einfach keinen dieser Steine aus der Höhle lösen. Ein wenig verärgert darüber entschloss ich mich, erstmal eine Rast zu machen.
Gestärkt von dem guten Inhalt meines Rucksacks schaute ich mich weiter im Neandertal um. Angeblich sollte in einer Höhlenstadt ein König regieren und es gelang mir, ohne Probleme bis zum prunkvollen Thronsaal vorzudringen. Hier waren die Wände ganz mit Bergkristallen verkleidet und ein geheimnisvolles Schimmern ging von ihnen aus. Es erinnerte mich ein wenig an die Kristallhöhle in Fraggle Rock, wo es von Bergkristallen, Amethysten, Smaragden, Granaten, Aquamarinen und noch vielen anderen Steinen nur so wimmelte. Hier in Neanderstadt konnte ich bis in die Schatzkammer vorstoßen, aber nicht ohne die Wächter und den König bei Lars vorbeizuschicken. Die Mühe hätte ich mir allerdings sparen können, es hat sich nicht gelohnt. Die Kammer war leer und der Schatz, den der Schatzmeister mit seinem Leben verteidigt hat, war nicht der Rede wert, eine kleine mickrige Truhe mit Schmuck und Edelsteinen. Dieser König war scheinbar nicht sehr reich.
Ich hatte genug von armen Herrschern, und wollte mal sehen, womit sich der König eines Volkes schmückt, das der Erde so nah verbunden ist und die Edelsteine fast riechen kann. Der Weg zu der Stadt der laufenden Meter war mir bekannt und es war ganz leicht, den König für eine Audienz zu gewinnen. Wir redeten eine Weile über dies und das, aber über Edelsteine wollte er nicht mit mir sprechen. Seine Krone war aus reinem Gold und mit feinsten Diamanten besetzt und das Szepter war mit edelsten Steinen verziert, die in allen Farben funkelten. Einen Augenblick lang überlegte ich, ob sich ein Kampf lohnt, damit ich Krone und Szepter als Trophäe vorweisen kann, aber für so großen Plunder auf noch mehr Platz für Futteralien und Waffen verzichten? Das Säckchen ist ok, aber was da nicht reinpasst, kann ich leider nicht mitbringen.
Mein nächstes Ziel war das Lupinental. Ein Hetzerdämon und knisternde Feuergeister wollten ihre Kräfte an mir messen, sie hatten keine Chance. Der Wald wurde immer dichter als wollte er mich verschlucken, die dunklen Schatten schienen nach mir zu greifen und jeder Spitzhut hätte hier schon längst das Weite gesucht. Da hörte ich das leise Gluckern von fließendem Wasser.
Angestrengt spähte ich umher und entdeckte tatsächlich einen kleinen See. Instinktiv spürte ich, dass hier eine große Gefahr lauerte, aber ich fasste allen Mut zusammen und sprang ins Wasser. Sofort wurde ich angegriffen. Es blieb mir kaum Zeit, meine Waffe zu wählen, denn der Vodyanoy grinste mich mit seinem aufgedunsenen Froschgesicht verachtungsvoll an. Ich sah einen blauschimmernden Saphir, den er bei sich trug, musste aber angesichts seiner starken Pranken schleunigst abtauchen, um meine Kräfte in der nahegelegenen Kneipe zu regenerieren. Als ich frisch gestärkt zurückkam, hatte er keine Chance mehr und nachdem er keine Gegenwehr mehr leisten konnte, tauchte ich tiefer und stand völlig erschöpft in einer großen unterirdischen Höhle am Grund des Sees. K. o. aber stolz konnte ich einen Saphir in mein Beutesäckchen stecken.
Einen einzelnen Saphir findet man selten, die große Eismine der Zwerge mit dem anschließenden Saphirhafen ist ja sicher jedem bekannt. Dort haben alle Wächter Saphire dabei und man kann reichlich Beute machen. Die Spitzhüte haben mir von dem alten Zwerg in der Mine erzählt und dass sie von ihm mit einem ewigen Saphir belohnt werden, wenn sie den Ring seines Chefs zurückbringen. Auch von einem Kegler im Warokgebirge berichteten sie, dieser hat einen ewigen Rubin dabei und die Jammerkünstler sind ganz arg hinter all diesen ewigen Steinen her. Sie brauchen Unmengen davon und verschwenden sie für ihre Zaubersprüche. Besonders hart kämpfen sie um einen großen Onyx, den sie im Dschungel bei der Paraharpyie suchen. Da lob ich mir doch mein Diamantschwert aus dem Goblinlager, damit kann man wenigstens vernünftig kämpfen.
Zu diesem Zeitpunkt erreichte mich eine Einladung meiner Verwandten in Orkhausen. Das kam mir ganz gelegen und um von all den Anstrengungen ein wenig zu verschnaufen, wählte ich den Schiffsweg ins Verlorene Land. Als ich an Deck stand und die Weite des Meeres auf mich wirkte, fielen mir viele Abenteuer aus vergangenen Zeiten ein. Ich sah den König aus der Narrenballquest mit seiner gelben, edelsteinverzierten Maske vor mir und die Rubine der Atlantisquest. Die meisten Edelsteine wurden mir für die Gefängnisinselquest versprochen, bekommen hab ich aber den größten Haufen von dem Zeugs am Ende der Pyramidenquest.
Die Galeere erreichte den Hafen vom Verlorenen Land. Eilig folgte ich dem Weg zur Stadt, zog endlose Straßen entlang und erreichte endlich die kleine Behausung meiner Verwandten Sam, Frodo, Peregrin und Meriadoc. Wir sehen uns nicht sehr oft und so wird jedes Mal ein großes Gelage gefeiert wenn ich komme. Stundenlang schlugen wir uns die Bäuche mit dem besten Essen aller Zeiten voll. Danach machten wir es uns auf der Ofenbank bequem und erzählten die halbe Nacht lang. Eine Kellertür machte mich neugierig und ich wollte wissen wohin es dort geht.
Als alle schliefen, schlich ich mich hinunter. Komisch, nur ein kleiner nutzloser Raum mit Schimmel und Moos an den Wänden. Nur die Ostwand war frei davon und beim genaueren Untersuchen landete ich in einem anderen Raum. Durch die Wand zurück kam ich nicht.
So ein Mist! Wie komm ich hier wieder raus?
Ich stieß auf gefährliche Gegner, komische Wurzeln und auf viele Risse und Spalten in den Wänden. Auf diese Weise fand ich einen gut versteckten Silberdolch und mein Hobbitherz jubelte. Endlich! Eine Waffe! Eine richtige Waffe! Als ich nachschauen wollte, ob vielleicht noch ein weiterer Dolch in dem Versteck lag, fand ich wieder einen dieser nutzlosen Steine. Es war ein halbkarätiger Topas. Bei meiner Suche nach dem Ausgang aus diesen unterirdischen Katakomben kam ich in gewissen Zeitabständen immer wieder an dieser Stelle vorbei und fand immer andere Steine. Nach vielen gefährlichen Kämpfen gelangte ich durch hartnäckiges Suchen endlich auf dem Marktplatz von Orkhausen wieder ans Tageslicht.
Auf meinem Rückweg nach Port Vain grübelte ich über weitere Fundorte nach und mir fiel die Dämonenburg ein. Dort hatte ich vor einiger Zeit gegen Dämonen aller Art gekämpft und einer von ihnen hatte einen schwarzen Diamanten in seinem Besitz. Nach einem fairen Kampf war dieser in meinem Säckchen und ich entdeckte sogar eine magische Funktion an ihm. Diesmal kannte ich den Weg aus der Burg schon und so war es kein Problem, noch am selben Tag nach weiterem Glitzerzeugs zu suchen.
Meine Reise nach Fernwest führte mich durch den Glockenwald. Ich beobachtete, wie die Wächter immer wieder in kleinen Säckchen herumkramten. Leider wollten sie mir diese nicht zeigen und so musste ich mich mit Hilfe meines Dolches in deren Besitz bringen. Grad als ich meine Beute begutachte und die vielen Topase, Aquamarine, Saphire, Rubine und Smaragde zählen wollte, kam eine unverschämte Elster und raubte mir meine Klunker. Vor Wut schnaubend griff ich an. Sie aber floh feige kreuz und quer durch den Wald. Eine zweite Elster mischte sich in unseren Kampf ein. Dank meines Geschicks beim Waffenwurf blieben die Elstern schließlich die Verlierer. Ich bekam meine Säckchen zurück und merkte, dass sie schon viel mehr Diebesgut gesammelt hatten und konnte ihnen einen Ring, ein Amulett und eine seltsame Kette mit Schädelanhänger und Rubin abnehmen. Die Kette muss irgendwas mit der Dämonenburg zu tun haben, dort habe ich von ihr gehört, hatte aber keine Zeit, nach ihr zu suchen, ein knurrender Bauch lähmte dort meinen Tatendrang.
Mit Müh und Not erwischte ich noch die Karawane nach Fernwest. Damit ich den Wucherpreis für den Transport sparen konnte, nahm ich neben dem Wagenlenker Platz und half bei der Verteidigung der Karawane gegen Räuber und Banditen. Angekommen in Fernwest sprang ich vom Wagen und schüttelte mir den Staub der langen Reise aus den Kleidern. Mit trockener Kehle und leerem Magen marschierte ich los, passierte die trostlose Steppenlandschaft und erreichte die Ebene Kungho. Ich steuerte auf Xian zu, um dort in aller Ruhe mein gespartes Reisegeld in eine üppige Mahlzeit umzusetzen.
So, nun konnte es wieder losgehen und ich sah mir die Gegend hier mal genauer an. Nördlich der Drachenallee fand ich ein offenes Haus. Als ich hineinging, hörte ich aus dem Keller leise Geräusche. Vorsichtig schaute ich dort nach und ertappte einen Dieb mit seinem ganzen Hab und Gut. Freiwillig wollte er nichts abgeben, deshalb musste mein Flammendolch ein wenig nachhelfen. Dieser Schurke hatte neben einer Menge normaler Edelsteine sogar einen Diamanten dabei. Ich verstaute alles in meinem Säckchen und ging zurück auf die Straße.
Weit im Westen sah ich die Umrisse einer großen Tempelanlage. Rund um diesen zentralen Punkt der Stadt traf ich auf mehrere Samurais. Wie sich nach dem unfairen Kampf – fünf gegen einen – herausstellte, trugen sie eine Menge von den verschiedensten Edelsteinen mit sich rum und meine Sammlung wurde deutlich größer.
Mit all meinen Blessuren wollte ich raus aus dem Stadtgetummel und wanderte südlich hinunter bis zum großen Fluss. Endlich! Die Füße ins Wasser hängen und die Sonne auf den dicken, vollgefutterten Bauch scheinen lassen.
Moment mal, der Fluss, und ganz im Süden bin ich auch – ob hier der Flussdrache zu finden ist, vor dem mich der Wagenlenker auf meinem Weg hierher gewarnt hatte? Angeblich bewacht er einen kostbaren Schatz. Ich lief am Fluss entlang und schon nach kurzer Zeit stand er in seiner vollen Größe vor mir, Dai Wong Long, der Fürst der Flussdrachen. Sein Körper war sicher zehn Meter lang und seine scharfen Krallen an den vier Pranken ließen mich nicht grade jubeln. Egal, wenn ich an seinen Hort wollte, musste ich es wagen. Mutig eröffnete ich den Kampf und sofort verteidigte er sich mit aller Gewalt. Er stärkte sich an meiner Kraft und schleuderte mir Attacken entgegen, die mich erblinden ließen. Diesmal konnte ich mein Leben nur durch eine Flucht retten. Zum Glück hatte ich mir den Hinweg gut gemerkt und ich fand auch blind den Weg zurück. Nachdem der Heiler mich kuriert hatte, plante ich sorgfältig meinen zweiten Angriff. Ich steckte mir eine dicke Brille ein um mich vor seinen Blitzen zu schützen, schärfte meinen Flammendolch so gut wie noch nie, packte vorsichtshalber noch zusätzlichen Proviant in meinen Rucksack und machte mich erneut auf den Weg zu ihm. So vorbereitet wagte ich einen neuen Angriff. Ich musste zwar einige Male meine Reserven auffüllen, langsam aber sicher jedoch schwanden seine Kräfte und letztendlich ging ich als Sieger aus dem Duell hervor. In seinem Hort fand ich eine wunderschöne, kleine Schatulle aus Jade. In ihr steckten so viele Edelsteine, dass mein Säckchen übervoll war.
Geschafft!!!
Hier beende ich meinen Bericht, bevor ich von dem ganzen Funkelzeugs verdorben werde. Mit Sicherheit wird es noch etliche andere Edelsteine geben, die ich nicht gefunden habe. Auch hab ich von einem Volk im Dschungel gehört, das sehr viel von den funkelnden Dingern hält. Da man mit den Steinen aber höchstens seine Gegner bewerfen kann und sie auch nicht zum Essen geeignet sind, pack ich besser meine Lieblingsdolche wieder aus und halte nach neuen Abenteuern Ausschau.
17. Dezember 2002
Takal´Mor Steinchen