- von Toelpel -
Nun war es endlich so weit: Ich stand kurz vor der Beförderung zum Zalkh´Batar. Doch ich wusste, dass ich eine Anforderung noch nicht erfüllt hatte: einen Bericht zu schreiben. Also fragte ich Brieseltrim nach dem selbigen und er meinte nur „Manchmal kehren die erschlagenen Feinde wieder, Toelpel, berichte mir also von den Untoten im Morgengrauen.“ Sogleich meldete ich mich bei ihm ab, um mich erst einmal theoretisch mit dem Thema auseinanderzusetzen und suchte unsere Bibliothek auf. Dort fand ich eine alte Schrift, die ich hier wiedergeben möchte:
Von wandernden Leichnamen, Ghoulen und anderen Scheußlichkeiten: Die Necromanthie lehrt uns, welcher Art die Nicht-Toten sind: Wandernde Leich und Skelett, Mumie und Wiedergänger, gar nicht zu erwähnen die schauerlichen Leichenfresser und die Vampyre. Nicht-Tote sind unheilig, denn ihnen fehlt die Kraft zum Leben, weshalb sie selbige von wahren Kreaturen rauben oder von einem üblen Schwartzkünstler eingegeben bekommen.
Alle Nicht-Toten sind gar schauerlich anzusehen und von üblem Geruch umgeben. Bei Tage werfen sie einen Schatten in alle Richtungen, was ihre Schwärze und Verderbtheit anzeigt. Sogar unschuldige Tiere haben die Nekromanten schon aus Grab und Gruft gerufen, um sie zu unterwerfen. Manches Mal mag es vorkommen, dass ein Nicht-Toter sich seinem Meister entreißt und vom Hass auf alles Lebende getrieben mordend und reißend durch die Lande streift, bis sich dann ein mutiger Priester seiner erbarmt und ihn ins Reiche der Toten zurückweist.
Neben diesem Stück fand ich noch zahlreiche andere Niederschriften über Untote, aus denen hervorgeht, dass man wohl zwischen zwei Arten von Untoten unterscheiden muss. Einerseits sind da die seelen- und willenlosen Wesen, denen durch schwarze Magie wieder zu einem lebensähnlichen Zustand verholfen wird, nämlich Leichname, Zombies, Skelette und Mumien, und andererseits jene Wesen, denen aus anderen Gründen der Zugang ins Reich der Toten verwehrt ist und die Herr ihres eigenen Willens sind, Ghoule und Vampire. Des Weiteren stellte ich mir aus den Schriftstücken kurze Beschreibungen der erwähnten Arten von Untoten zusammen.
Der Leichnam
Leichname haben erst wenige Tage oder Wochen in ihrer Grabstätte gelegen und sind deshalb erst relativ wenig verwest. Trotzdem bieten sie bereits einen scheußlichen Anblick. Sie benutzen im Kampf meist die bloßen Hände oder einfache Waffen.
Der Zombie
Diese Untoten sind bereits wesentlich stärker verwest als die Leichname. Der Anblick ist derart widerwärtig, dass es sogar einen erfahrenen Kämpfer einige Überwindung kostet, gegen sie anzutreten. Es sind sehr schwerfällige Kreaturen, weswegen sie meist ohne Rüstung und Waffe kämpfen, da diese sie zu sehr behindern würden. Zombies sind bekannt dafür, dass sie schwere Krankheiten übertragen.
Das Skelett
Nach einiger Zeit bleiben von einem Leichnam nur noch die Knochen und von einer Rüstung die metallenen Teile übrig. Deswegen kann man Skeletten begegnen, die mit Helm und Kettenhemd bekleidet und während der Nacht kaum als Untote zu erkennen sind. Zu bekämpfen sind Skelette am besten mit Kyll oder Bielkyll, wobei andere Waffen zumeist nur geringen Schaden anrichten.
Die Mumie
Mumien sind durch Einbalsamieren und Umwickeln mit Binden vor dem Verfall geschützt. Sie besitzen eine enorme Körperkraft und sind kaum zu bezwingen. Es heißt auch, dass sie von Zaubern meist unbeeinflusst sind, doch darüber fand ich verständlicherweise so gut wie keine Aufzeichnungen in der Struvbibliothek. Sehr wirksam im Kampf gegen Mumien sind Feuerwaffen.
Der Ghoul
Ghoule sind der Schrecken jedes Friedhofs, denn sie sind Leichenfresser. Sie schrecken jedoch auch nicht davor zurück, lebende Wesen anzugreifen und diese zu zerfleischen. Ghoule besitzen lange Klauenhände, einen vorspringenden Kiefer mit schrecklichen Reißzähnen und eine graugrüne Hautfarbe. Sie hausen in Grüften oder Höhlen. Sonnenlicht ist für sie tödlich. Über ihren Ursprung ist nichts bekannt. Es handelt sich jedoch nicht um künstlich erschaffene Wesen, sondern um Kreaturen mit eigenen Willen. Der Biss eines Ghouls ist giftig.
Der Vampir
Vampire können in verschiedensten Erscheinungsarten auftreten. Häufig sind es spindeldürre, leichenblasse Menschen mit irgendwie leeren Augen. Sie können aber auch aussehen, als stünden sie in der Blüte ihres Lebens oder auch wie haarige, gebückte, aufrecht gehende Ratten. Alle Vampire beziehen ihre Lebenskraft aus dem Blut lebender Wesen, vorzugsweise aus dem von Menschen. Ihre Eckzähne sind meist verlängert, um tiefe Wunden zu schlagen. Sie treten nur nachts auf, da sie bei Tageslicht zu Staub zerfallen. Sie sind in der Lage, alle bekannten Waffen zu benutzen. Mit geweihten Symbolen kann man einen Vampir einschüchtern oder gar in die Flucht schlagen. Töten kann man einen Vampir, indem man ihm einen Holzpflock durch das Herz rammt.
„Genug der Theorie, es wird Zeit, einigen der Untoten im Morgengrauen einen Besuch abzustatten.“ sagte ich zu mir nach dieser Lektüre in der Bibliothek.
Also machte ich mich erst einmal auf zum Friedhof. Bin ich dort nicht schon damals, als ich dem Zauberer Jimmy geholfen habe, auf so manch merkwürdige Kreatur gestoßen? Dort angekommen machte ich mich daran, die Gräber zu öffnen, in der Hoffnung, auf ein paar Untote zu stoßen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Auf mich warteten die Skelette von Ratten, einem Troll, einem Goblin und einem Ork. Und auch auf einen Zombie sowie eine Zombiekatze und einen Zombiedrachen stieß ich. Allesamt waren aber keine würdigen Gegner und sie hatten auch eher uninteressante Gegenstände bei sich. Aber da musste doch noch mehr sein. Also dachte ich daran, was Jimmy damals, nachdem ich ihm geholfen hatte, gesagt hatte. Erwähnte er nicht ein Grab, zu dem erst nach dem Bestehen der Quest der Zugang frei wäre und unter dem ein Gang zu einem Vampir läge? Sofort lief ich den Friedhof noch einmal ab und fand das besagte Grab. Mit meiner Schaufel öffnete ich auch dieses und kletterte hinein. Aber mit dem was mich da erwartete, hatte ich nicht gerechnet – ein Lich. Ich hatte keine Ahnung, was das für ein Wesen ist, aber es war anscheinend wesentlich stärker und mächtiger als alle anderen Friedhofbewohner, denn es musste nur zweimal laut und schrecklich fluchen und schon war ich wieder aus dem Grab geflüchtet. Ich war furchtbar sauer auf mich selbst. Hatte ich mich doch von den bisherigen leichten Gegnern einlullen lassen. „Na gut“, sagte ich zu mir selbst, „noch ist das letzte Wort nicht gesprochen“ und suchte die Friedhofskneipe auf. Das merkwürdige Menü dort ließ mich zwar erst stutzen, aber nach einigem Zögern bestellte ich mir doch einen überbackenen Leichnam und dazu ein Glas Weihwasser. Ich muss sagen, so übel hat der Leichnam dann gar nicht geschmeckt und außerdem besitzt er eine nicht zu verachtende heilende Wirkung. Frisch gestärkt kehrte ich zu dem Grab zurück, bereitete mich auf einen erbitterten Kampf vor und kletterte wieder hinab. Aber der Kampf war dann doch eher von kurzer Dauer und eine Enttäuschung. Anscheinend hatte ich mich vorhin nur überrumpeln lassen. Nun gut, aber auf was für ein merkwürdiges Wesen war ich da gestoßen? Es hatte böse, rote Augen, die unter der schwarzen Robe hervorleuchteten und aus den Ärmeln ragten knochige Hände hervor. Ein Anzeichen für einen Untoten. Als ich mir die Robe, die nun im Dreck vor mir lag, genauer ansah, entdeckte ich einige Runen und Symbole darauf, wie sie Zauberer auf ihre Roben sticken. Es könnte sich also um einen solchen gehandelt haben. Und wie um meinen Verdacht zu bestätigen verschwand die Robe auf einmal vor meinen Augen. Also ein untoter Zauberer. Was für ein Teufelswerk war das denn? Und wieso fand ich in der Bibliothek nichts über diese Art von Untoten? Sehr merkwürdig. Na ja, auf jeden Fall wird in Zukunft kein Kämpfer mehr durch diese üblen Gesellen überrascht werden können. Aber ich war ja nicht wegen des Lichs gekommen, sondern wegen eines Vampirs. Also folgte ich dem Gang, der sich vor mir auftat. Zwei Grabunholde wollten mir noch den Weg versperren, aber diese alten Geister konnten mich nicht wirklich lange aufhalten. Und dann war ich endlich dort, wo ich hinwollte: die Kammer des Vampirs. In der Mitte des Raums war ein großer, schwarzer Sarg, in dem wohl der Vampir lag. Über den meisten Knochen und halbverwesten Körperteilen am Boden lag eine Staubschicht und an der Decke hausten ´zig Spinnen. Alles so, wie man sich eine Vampirgruft eben vorstellt. Aber nun war es an der Zeit, diesem Unwesen das Ende zu bereiten und so zückte ich meinen Holzpflock. Ich öffnete den Sarg und sofort kam der Vampir herausgeklettert und stürzte sich auf mich. Das war wohl sein Fehler, denn er rannte genau in meinen Pflock und zerfiel zu Staub. Zurück blieben nur seine alte Robe und sein Schwert, das nach genauerer Betrachtung gar nicht von schlechter Qualität zu sein schien. Mit meiner Beute zog ich mich dann zurück und machte mir Gedanken über mein nächstes Ziel. Und nachdem es so einfach war, diesen Vampir zu erledigen, dachte ich mir, ich sollte erst einmal mit Vampiren weitermachen. Und so war mein nächstes Ziel die Katakomben unter Orkhausen im verlorenen Land.
Ich fand den Eingang zu den Katakomben relativ schnell und betrat sie auch sogleich. Und wieder stand ich vor zwei Untoten, nämlich einem Zombie und einem Skelett. Ich konzentrierte mich erst einmal auf den Zombie und wollte gerade eine Finte gegen ihn machen, als mir mein Schwert aus der Hand und in die Dunkelheit flog. Die Feuchtigkeit in den Katakomben muss den Griff wohl etwas rutschig gemacht haben. Ich verließ also meine Gegner, um das Schwert zu suchen. Ich fand es kurz darauf wieder und hob es auf. Hier lagen auch noch einige Wurzeln auf dem Boden. Mithilfe der Energien des Yrd brachte ich in Erfahrung, dass diese mich vor einem Zombievirus schützen würden. Ich hatte zwar noch nie etwas von diesem Virus gehört, aber doch schon in der Bibliothek Hinweise darauf gefunden, dass Zombies schwere Krankheiten übertragen. Also habe ich mich vorsichtshalber damit eingerieben und kehrte daraufhin zu meinen Gegnern zurück. Und siehe da, im Kampf gegen diese widerwärtigen Kreaturen bewahrte mich meine Vorsichtsmaßnahme dann vor jenem Zombievirus. Nach dem kurzen Gemetzel folgte ich dem Gang in den nächsten Katakombenraum. Dieser war wider Erwarten leer. Doch als ich meinen Weg fortsetzen wollte, wurde ich durch eine unsichtbare Macht daran gehindert. Ich sah mich also noch mal genau in dem Raum um und schreckte dabei zwei Mumien auf. Meinem Feuerschwert konnten sie aber nicht lange standhalten und jetzt wurde ich auch nicht mehr daran gehindert weiterzugehen. Im nächsten Raum wurde ich wieder aufgehalten, jedoch kamen diesmal beim Stöbern keine Mumien zum Vorschein, sondern Ghoule. Auch hier erwies sich mein Feuerschwert als äußerst nützlich und ich streckte die beiden Untoten nieder. Doch was war das? Auf einmal war es so luftig um meine Füße. Als ich nach unten blickte, sah ich gerade noch die letzten Reste meiner guten Kampfstiefel im ekelhaften Schleim der Ghoule zerfließen. Barfuß lief ich schnell weiter, um nicht auch noch Wunden an den Füßen davonzutragen. Und so stand ich auch schon wieder vor einem großen Sarg. Schnell holte ich meinen Holzpflock heraus und öffnete den Sarg. Als der Vampir herauskletterte, stieß ich sofort mit meinem Pflock zu, doch mein Gegner grinste nur satanisch und griff mich an. Verwundert darüber, dass meine erste Attacke fehlgeschlagen war, visierte ich noch einmal das Herz des Vampirs mit meinem Pflock an und stieß zu. Doch wieder erzielte mein Stoß keine Wirkung. Also ließ ich den nutzlosen Holzpflock fallen und zog mein Schwert. Doch bevor ich dem Vampir schwer zusetzen konnte, schlug er mich in die Flucht und ich fand mich in dem Keller, durch den ich auch die Katakomben erreicht hatte, wieder. Das gab mir die Gelegenheit, meine verlorene Lebenskraft bei einem stärkenden Mahl zurückzugewinnen. Kurz darauf stand ich dem Vampir wieder gegenüber. Nach einigem Hin und Her hatte ich ihn niedergerungen. Was von ihm zurückblieb, erklärte das Fehlschlagen der Attacke mit dem Holzpflock: der elende Blutsauger hatte sich einen Panzer zugelegt. Den Panzer und das Vampirschwert packte ich wieder in meinen Beutesack. Beides sah so aus, als könnte man es noch verwenden. Nachdem ich nun den Gegner getötet hatte, wegen dem ich hier war, sah ich mich noch ein wenig in den Katakomben um. Zuerst traf ich auf einen untoten Bischof, der im Kampf dann ein Skelett zur Hilfe holte. Dieser Bischof versuchte immer wieder, mich am Kämpfen zu hindern, indem er mich in Finsternis hüllte. Doch mein Kampfwille war inzwischen stark genug ausgeprägt, um das zu verhindern und so verstarb der Untote alsbald endgültig. Ich folgte weiter den dunklen Gängen und mein Weg kreuzte sich mit einem Lich, der mir aber auch nicht lange standhalten konnte. Im nächsten Raum traf ich wieder auf einen untoten Bischof, welcher sich wiederum ein Skelett zu Hilfe holte. Außerdem kämpfte noch ein untoter Priester an seiner Seite. Es dauerte eine Weile, bis ich alle drei besiegt hatte. Ich weiß nicht warum, aber als ich dann vor den Überresten der drei stand, wurde mir bewusst, dass ich genug hatte, von den dunklen Gängen, der Feuchtigkeit und dem Gestank hier unten. Ich wollte nur noch raus. Auch wenn es sicher noch einiges zu entdecken gegeben hätte. Ich wollte wieder an die frische Luft. Also verließ ich kurzerhand die Katakomben und auch das verlorene Land. Ich wollte erst einmal etwas ausspannen.
Deswegen entschloss ich mich, Marvins Wundershow zu besuchen. Endlich dort angekommen musste ich dann leider feststellen, dass die Show nicht so toll ist, wie ich mir vorgestellt hatte. Aber dafür fand ich hinter den Zelten einen großen, der Sonne zugewandten Hügel und beschloss, mich ein wenig in die Sonne zu legen und zu relaxen. Als ich dann so in der Sonne lag und über die Untoten nachdachte, denen ich während meines Kämpferlebens begegnete, musste ich an eine Mumie denken, die mir bei der Erforschung der Pyramiden in der Wüste begegnet war. Ich glaube sie hieß Heinz. Das ist wohl der einzige Untote, der mir je freundlich gesonnen war. Er war zwar etwas schwer von Begriff und ich musste mich oft über seine Fehlinterpretation meiner Instruktionen ärgern, aber er war mir doch sympathischer als diese üblen Gesellen, denen ich heute schon begegnet war.
Aber genug der Träumerei, es war Zeit, mich wieder meiner Aufgabe zu widmen. Ich wollte gerade den Rückweg einschlagen, da sah ich in einiger Entfernung ein Haus. Ich konnte meine Neugier nicht zügeln und so ging ich hin. Die Haustür ließ sich zwar nicht öffnen, aber ich bahnte mir auf andere Weise meinen Weg ins Haus. Leider war es leer. Halt! Im Boden war eine Luke eingelassen, die ich sofort öffnete. Ich kletterte über eine Leiter in den Keller, blieb aber ärgerlicherweise mit einer der Waffen in meinem Gürtel an einer der mittleren Sprossen hängen und kam deswegen ins Stolpern. Auf einmal fand ich mich in einem Spiegelkabinett wieder. Auf der Suche nach dem Ausgang irrte ich einige Zeit umher. Völlig unerwartet stand ich dann plötzlich außerhalb des Labyrinths. Aber zu meiner Überraschung befand ich mich nicht wieder im Keller des Hauses, sondern am Eingang einer kleinen Siedlung. Doch es war keine gewöhnliche Siedlung, sondern eine Ghoulsiedlung. So hat mir meine Tollpatschigkeit einmal mehr geholfen. Ich schaffte mir erst einmal die Ghoulwächter am Eingang vom Leib, nur um feststellen zu müssen, dass in der Ghoulsiedlung noch mehr von ihnen waren. Bei den Scharmützeln mit den Ghoulwächtern zog ich mir leider eine leichte Vergiftung zu, die ich jedoch selbst heilen konnte. Nachdem die Wächter alle beseitigt waren, konnte ich endlich zu deren Anführer vorstoßen. Dieser hielt sich wohl für etwas Besonderes, denn er nannte sich gar König der Ghoule. Nachdem ich ihn auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hatte, nahm ich seine Krone an mich, die wohl bei einem Kopfstoß großen Schaden anrichten würde. Außerdem hatte er noch einen sehr interessanten Gegenstand bei sich und ich vermute, dass er sich aufgrund von dessen Besitz König nannte. Ich nahm den Gegenstand an mich und beschloss, ihn demnächst seinem rechtmäßigen Besitzer zurückzubringen. Aber zuerst bestand das Problem, den Rückweg zu finden. Und so musste ich ein zweites Mal durch das Spiegelkabinett. Nach einer Odyssee durch die Spiegel kam ich endlich wieder in dem Keller an und verließ ihn und das Haus sogleich.
Ich beschloss, erst einmal die Kneipe in Wilhelmsburg aufzusuchen und dort bei einem gemütlichen Bier über mein nächstes Ziel nachzudenken. Dort angekommen stellte ich mich also an den Tresen und orderte ein Bier. Als ich es zur Hälfte geleert hatte, kam eine Gruppe von Sehern herein, die sich hitzig über den König der Ghoule unterhielt. Ich gesellte mich zu ihnen und erzählte, dass ich soeben von diesem käme und präsentierte meine Beutestücke als Beweis. Sie alle grinsten und einer erklärte mir, dass sie über einen anderen redeten und dieser auch nicht so leicht zu erreichen sei. Müsse man ihn doch erst erwecken und über die Art und Weise, wie das geschehen sollte, diskutierten sie gerade. Auf meine Nachfrage, wo ich denn diesen König finden könnte sagten sie, ich solle mich genauer in den Höhlen der Verdammnis auf der Feuerinsel umsehen. Also machte ich mich auf den Weg in Richtung dieser Insel. Um das ewige Warten auf irgendwelche Boote zu vermeiden, nutzte ich mein Portal auf der Rieseninsel und schwamm von da zur Feuerinsel. Leider verpasste ich den Strand und musste die Klippen beim Krater erklimmen. Endlich wieder festen, sicheren Boden unter den Füßen ruhte ich mich erst einmal kurz aus. Dann wagte ich mich in den Krater. Die Hitze erschlug mich fast und ich wurde ein wenig unsicher auf den Beinen. Zum Glück fand ich schnell eine Höhle, in die ich auch sogleich kletterte. Dort traf ich dann auf einen Ghoul. Da er mir weder Auskunft über seinen König noch über sonst irgendetwas geben wollte, machte er sogleich Bekanntschaft mit meiner Klinge und bereute wenig später wahrscheinlich, so unkommunikativ gewesen zu sein. Als ich mir seine Überreste ansah, war ich sehr erstaunt. Vor mir lag ein Vollstrecker. Eines der besten Schwerter überhaupt. Das war doch mal ein sehr gutes Beutestück. Aber nach genauerer Betrachtung musste ich leider feststellen, dass es sich nur um ein billiges Imitat des Originals handelte und so warf ich ihn wieder weg. Glücklicherweise stand hier auch ein Wegweiser, der mir den richtigen Weg zu den Höhlen der Verdammnis zeigte. Und so folgte ich dem richtigen Gang in die Dunkelheit hinein. Ich muss sagen, dass diese Höhlen ein sehr verwirrendes und schlecht gebautes Gangsystem sind. Es ging völlig ohne System erst nach unten, dann nach oben und immer so weiter. Ghoule sind wohl nicht die besten Baumeister. Das warf ich auch den wenigen, denen ich begegnete, an den Kopf. Doch diese schienen sich gar nicht für mich zu interessieren. Verärgert über diese Ignoranz forderte ich jeden von ihnen zum Duell und entledigte mich so dieser lästigen und stinkenden Zeitgenossen. Leider waren diese Zweikämpfe nicht sonderlich befriedigend und so suchte ich weiter nach dem König der Ghoule, der hoffentlich ein besserer Kämpfer war als seine Untertanen. Ich irrte eine halbe Ewigkeit durch die Gänge, stieß mir immer wieder an schlecht verarbeiteten Balken den Kopf oder stolperte über Unebenheiten. Ich hatte das Gefühl, im Kreis zu laufen und war inzwischen auch völlig orientierungslos, als ich plötzlich vor einem Förderkorb in die Tiefe stand. „Na ja, schlimmer kann es ja nicht mehr werden“, dachte ich mir und betrat den Förderkorb. Während der Fahrt nach unten wurde mir dann sehr mulmig zumute, denn der Korb schien schon sehr alt zu sein und ich begann daran zu zweifeln, jemals wieder lebendig aus ihm herauszukommen. Doch meine Zweifel waren zu Unrecht und ich kam endlich unten an und folgte wieder den Gängen. Gott sei Dank konnte man sich hier unten nicht weiter verirren, da alle Gänge bald in einer Sackgasse endeten. Bei der Untersuchung der Gänge kam zwar dann ein untoter Zwerg zum Vorschein, aber keine Spur von einem Ghoulkönig oder auch von einen normalen Ghoul. Ich wollte schon zum Förderkorb zurückkehren, um den Ausweg aus den Höhlen der Verdammnis zu suchen, als ich plötzlich von irgendwo Stimmen hörte. Also musste es hier doch noch mehr geben, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Ich untersuchte den Raum, in dem ich die Stimmen gehört hatte, noch einmal sehr genau und fand zu meiner Erleichterung einen kleinen, gut versteckten Durchgang. Ich zwängte mich hindurch und stand zu meiner Überraschung in einer Kneipe. Aber auch hier waren keine Untoten zu sehen. Ich verließ die Kneipe, um weiterzusuchen. Auf einmal hörte ich Kampfeslärm und sofort zückte ich mein Schwert und hastete in die Richtung, aus der der Lärm kam. Leider war der Kampf gerade zu Ende gegangen und ich sah den König der Ghoule zu Boden sinken. Daneben stand triumphierend die Gruppe von Sehern, die ich schon in der Kneipe in Wilhelmsburg über den König reden gehört hatte. Der Anführer der Gruppe grinste und meinte, ich habe reichlich lange für meinen Weg hierher gebraucht. Verlegen antwortete ich, dass ich mich wohl in dem Höhlensystem etwas verlaufen hätte, woraufhin er mir anbot, mir den Rückweg zu zeigen. Dankend nahm ich das Angebot an.
Unterwegs fragte einer meiner neuen Weggefährten, ob wir eben ein Schwertmeisterschwert für ihn besorgen könnten. Alle willigten ein und so machten wir uns auf den Weg zum Schacht. In einer der ersten Ebenen trafen wir dort auf vier Zombies, die die Frechheit besaßen, uns unsere Waffen zu klauen und uns auch noch mit den selbigen anzugreifen. Da wir im Struv aber auch im waffenlosen Kampf ausgebildet werden und auch ein Tanjian, der ebenfalls problemlos waffenlos kämpfen kann, unter uns war, konnten wir unser Eigentum schnell zurückerobern. So bahnten wir uns unseren Weg nach unten und hatten noch mit einem weiteren Untoten ein Gefecht. Es war ein Fürchter-Lich, der aber nur etwas stärker war als seine Artgenossen, auf die ich schon getroffen war. Als wir dann auf dem Grund des Schachtes die letzten Gegner, die zwischen uns und dem Schwertmeisterschwert standen, niedergerungen hatten, zogen wir mit der Beute ab und begaben uns wieder in die Kneipe in Wilhelmsburg. Dort trennten sich dann leider unsere Wege, denn ich hatte ja noch eine Aufgabe zu erfüllen und konnte nicht durch die Lande ziehen und meine Kameraden im Kampf unterstützen.
Etwas frustriert über den Verlust der Weggefährten verließ ich die Kneipe. Vor ihr saß ein Bettler, der sogleich erkannte, dass ich eine große Menge Bargeld bei mir hatte und sich so die Frechheit erlaubte, mich zu belästigen. Ich versuchte ihn abzuwimmeln, doch er ließ nicht locker. Letztendlich bedrängte er mich regelrecht, ihm etwas Geld zu überlassen. Da ich wie gesagt frustriert war und auch durch diese Belästigung erzürnt wurde, griff ich den lästigen Kerl an. Er hatte wohl nie gelernt zu kämpfen, denn schon nach sehr kurzer Zeit brach er zusammen. Ich wunderte mich noch über mein Verhalten, war ich doch normalerweise nicht so jähzornig, da kam wieder Bewegung in die zusammengesunkene Gestalt und plötzlich stand ein Zombie vor mir, der sich natürlich sofort auf mich stürzte. Aber auch der Zombie stellte keine Bedrohung für mich dar und zerfiel nach einigen wenigen Schwerthieben zu Staub.
Jedoch musste ich mir eingestehen, dass es normalerweise wirklich nicht meinem Wesen entspricht, auf wehrlose Bettler loszuprügeln, weil sie aufdringlich werden. Ich ging in mich und dachte darüber nach, was mich denn so aufgewühlt habe und kam zu dem Schluss, dass es wohl daran liegen müsse, dass ich schon den ganzen Tag in Gräbern, unterirdischen Gängen und Katakomben verbracht hatte. Deswegen entschloss ich mich, an dieser Stelle aufzuhören und nur noch kurz einige andere Orte zu erwähnen, an denen man auf Untote treffen kann:
Und hier bin ich auch schon am Ende mit meinem Bericht. Es ist gut möglich, dass noch viele Untote im Morgengrauen existieren, die ich nicht erwähnt habe, doch entweder besitze ich keine Kenntnis von deren Existenz oder ich kann mich im Moment einfach nicht an sie erinnern. Man möge mir das verzeihen.
Toelpel
Quellennachweis: Als Grundlage der obigen Einleitung diente mir das Heft „Die Kreaturen des Schwarzen Auges“