- von Slayer -
Endlich war es soweit! Nachdem ich in zahllosen Schlachten von erfahrenen Kämpfern in die Geheimnisse der Kampfeskunst eingewiesen worden war, niederrangigen Trves mein Wissen weitergegeben hatte und eine große Anzahl von dringenden Aufgaben für das Struv erledigt hatte, war der große Moment gekommen. Die Beförderung in den Rang eines Generals stand an. Stolz und freudestrahlend wurde ich bei unserem Kommandanten vorstellig, wies auf die von mir erworbenen Fähigkeiten hin und führte an, sogar die unwirtlichen Tiefen der Schreckensspitze von einem furchterregenden und todbringenden Drachen befreit zu haben.
Sorgfältig prüfte unser Kommandant seine Unterlagen, nickte ab und zu zustimmend und machte sich Notizen. Als sich sein Gesichtsausdruck zusehends verfinsterte, verflog meine Euphorie jedoch mehr und mehr. Ungeduldig wartete ich darauf, dass nun endlich ein Entscheidung fiele, als mir ein Wort in den Kopf schoss und meine Hoffnungen zunichtemachte: „Bericht“.
Auf Leben und Tod mit den gefährlichsten Bestien des Morgengrauens zu ringen, das war die Bestimmung eines Trves, der mit Leidenschaft und Hingabe nachgekommen wurde, aber mit Stift und Papier durch die Landschaften zu ziehen und sich dadurch dem Gespött der Allgemeinheit auszusetzen, trieb selbst den hartgesottensten Kämpfern den Schrecken durch Mark und Bein. So kann sich jeder meinen entsetzten Gesichtsausdruck vorstellen, als mir Brieseltrim eröffnete, dass ich einen Bericht anzufertigen habe. Trotz aller Ausreden und Beteuerungen blieb er hart und drückte mir einen Zettel in die Hand. „Gejammert wird bei uns nicht, Du Waschlappen!“ schnauzte er mich an. Leicht gekränkt sah ich nach, mit welchem Thema ich mich wohl zu beschäftigen hatte. Es lautete:
Der persönliche Reboot – Tod mit komplettem Ausrüstungsverlust.
Freudestrahlend eröffnete ich Brieseltrim, dass dies ja wohl kein Problem sei, da meine Feinde immer ihre Ausrüstung verlören, nachdem ich sie niedergestreckt hätte. Als ich endlich die drei Zentner Kartoffeln geschält hatte, die mir Brieseltrim in einem Wutanfall zur administrativen Bestrafung aufgegeben hatte, dämmerte mir langsam, dass sich dieses Thema wohl eher auf mein Ableben bezog. Wehmütig betrachtete ich meine mühevoll erstrittenen Ausrüstungsgegenstände, schnappte mir Papier und Stift und trat vor die Festung …
Lest nun, welche tödlichen Erkenntnisse ich gesammelt habe und lasst Euch die nachfolgenden Zeilen zur Warnung gereichen. Unter dem „kompletten“ Verlust der Ausrüstung versteht dieser Bericht all jene Tode, bei denen die Ausrüstung nicht wieder am Ort des Ablebens aufgesammelt werden kann. Daher wird im Folgenden unterschieden zwischen dem endgültigen Verlust der Ausrüstung und solchen Toden, bei denen ein Wiedererlangen der Ausrüstung möglich ist – vorausgesetzt, man schaut sich etwas um, denn andernfalls ist das Mitgeführte auch verloren.
Jedes gute Abenteuer beginnt bekanntlich mit einem zünftigen Umtrunk in Franks Abenteuerkneipe. So suchte ich zunächst diesen altbewährten Ort auf, um mir vor meiner schwierigen Mission noch ein bisschen Mut anzutrinken. Leicht angeheitert schlenderte ich durch Port Vain und betrat schließlich das dort gelegene Hotel, um mir in der Bibliothek noch das ein oder andere Buch anzuschauen, dass mir möglicherweise nützliche Hinweise geben könnte. Mittels eines merkwürdigen Buches, das ich dort entdeckte, gelang es mir, einen verborgenen Ort zu betreten. Auf meiner Reise durch diese fremde Gegend gelangte ich in eine unter der Erde liegende Erdhöhle und unter Verwendung eines zuvor gefundenen kleinen Gegenstandes gelang es mir, die an der Südwand der Höhle gelegene Felstür zu öffnen. Wagemutig betrat ich den nun geöffneten Raum und stand vor einem wahrhaft schaurigen Wesen – dem Insektenkönig. Kaum hatte ich dieses grausige Monster angegriffen, rief er seine Untertanen zu Hilfe und plötzlich sah ich mich ringsum von abscheulichem Getier umgeben. Obwohl es mir gelang, dem einen oder anderen Gewürm das Lebenslicht auszublasen, schwanden meine Kräfte zusehends. Grade in dem Moment, als ich mich zurückziehen wollte, stellte ich mit Schrecken fest, dass die von mir geöffnete Felstür sich wieder verschlossen hatte. Bevor es mir gelang, diesen Fluchtweg wieder freizumachen, musste ich der Übermacht der Insekten Tribut zollen und bezahlte mit meinem Leben.
Bei der Rückkehr an diesen Ort stellte ich fest, dass von meiner Ausrüstung jede Spur fehlte. Niedergeschlagen kroch ich ans Tageslicht zurück und beobachtete zu meinem Erstaunen, dass die in dieser Gegend wohnenden Geschöpfe, die sogenannten Wusel, sich wohl ein Versteck eingerichtet hatten. Durch intensives Untersuchen der örtlichen Gegebenheiten gelang es mir schließlich, den Zugang zu diesem Versteck ausfindig zu machen und meine Sachen zurückzuerlangen.
Mitten im Meer findet der aufmerksame Abenteurer eine Insel, deren einer Teil aus einem Vulkankrater besteht, weshalb sie wohl auch unter dem Namen „Feuerinsel“ bekannt ist. Nachdem ich anfangs doch recht gemütlich über die Insel spaziert war, erreichte ich nach einiger Zeit den Rand des Vulkankraters. Von Neugier getrieben stieg ich hinab und sah mich sogleich von allen Seiten von glühender Lava umgeben. Vorsichtig schaute ich mich um und bahnte mir meinen Weg durch das todbringende flüssige Gestein. Für einen Moment muss mich jedoch meine Konzentration verlassen haben, denn ich kam vom Weg ab und stürzte kopfüber mit einem Schrei des Entsetzens in die Lava. Langsam, aber mit unbarmherziger Stetigkeit versank ich in den glühenden Massen, bis auch das letzte Fünkchen Leben ausgelöscht war.
Als ich wieder unter den Lebenden weilte, nahm ich an, dass wohl auch meine Ausrüstung dieses „Bad“ nicht überstanden haben könnte. Umso erstaunter war ich, als ich im Krater des Vulkans das Versteck von Räubern entdeckte, die sich wohl mit der Leichenfledderei ein Zubrot verdienten. Schnell machte ich ihnen klar, dass sie diesmal an den Falschen geraten waren und konnte meine wertvolle Ausrüstung bergen.
Auf meinen ausgedehnten Streifzügen durch die finsteren Katakomben unter dem verlorenen Land entdeckte ich eines Tages ein Portal, das bisher meiner Aufmerksamkeit entgangen war. Mutig betrat ich es und befand mich plötzlich auf einer geschlossenen Wolkendecke. Nachdem ich meinen ersten Schrecken überwunden hatte, stellte ich schnell fest, dass man erstaunlicherweise auf den Wolken laufen konnte. Vorsichtig begab ich mich vorwärts und durchschritt staunend ein strahlend erleuchtetes und palastähnliches Gebäude. Bald schon traf ich auf himmlische Gestalten von großer Anmut und ich wurde mir bewusst, dass ich es wohl mit Engeln zu tun haben musste. Bald kam ich an eine Stelle, an der zwei dieser Engel ihren Aufenthalt hatten und ich spürte, dass sie von großer Macht durchdrungen waren und die Namen Gabriel und Raphael trugen. Ein kurzer Blick in die mitgeführte Bibel, die ich mir angesichts meines Berichtsthemas zur Erbauung aus der Struvbibliothek ausgeliehen hatte, verriet mir, dass es sich hier wohl um Erzengel handeln musste. Meine anfängliche Demut wich allerdings, als mir der weitere Spaziergang durch den himmlischen Palast verwehrt wurde. Das war dann doch zu viel. Schnell hatte ich meinen Dämonenspeer gezückt und ruckzuck den beiden ein paar mächtige Hiebe verpasst. Da sie jedoch in der Überzahl waren und gut austeilen konnten, trat ich alsbald den Rückzug an, um gestärkt die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen. In der Eile kam ich jedoch kurz vom Weg ab, stolperte und stürzte zu meinem Entsetzen aus den Wolken. Schneller und schneller fiel ich und durchsuchte noch schnell mein Gepäck nach dem alten Fallschirm, den mir ein vor Jahren mein Großonkel vererbt hatte. Doch bevor ich ihn fand, bohrten sich schon meine vom Aufprall zerberstenden Knochen bereits durch Lunge und Herz. Nach eine Partie Mau-Mau mit Lars, der mir langsam aber sicher zum guten Bekannten wurde, kehrte ich zurück an den Ort meines Ablebens, um festzustellen, dass dort nichts mehr vorzufinden war. Betrübt verließ ich den Himmel wieder und irrte stundenlang durch die Weiten des Morgengrauens. Plötzlich stolperte ich über einen Haufen unsortiert herumliegender Gegenstände. Mich bereits über die Unverantwortlichkeit dieser Umweltverschmutzung aufregend stellte ich plötzlich fest, dass mir das ein oder andere Teil doch recht bekannt vorkam und sammelte erleichtert alles ein. Darüber hinaus hatte ich die Erkenntnis gewonnen, dass es ratsam ist, im Himmel bereits frühzeitig nach einem geeigneten Flugutensil Ausschau zu halten.
Eines Tages zog ich in nördlicheren Gefilden umher und stieß dort auf eine wahrhaft riesige Festung. Nach langer Suche entdeckte ich eine Möglichkeit, in ihr Inneres zu gelangen und stellte fest, dass hier ein ganzes Regiment an Elfen Stellung bezogen hatte. Freundlich grüßend wanderte ich umher und schaute mich um. Obwohl es mich immer wieder Überwindung kostet, auf Angehörige meiner eigenen Art einzuschlagen, hatte einer der Bewohner einen so interessanten Speer, dass ich mich über alle Gewissensbisse hinwegsetzte und mit ein paar schnellen Hieben angriff. Mein Gegner stellte sich jedoch als recht zäh heraus und so trat ich den Rückzug an, um gestärkt zurückzukehren. Zu meinem großen Ärger wurde der Ausgang der Festung jedoch von einem großen Stein blockiert, der auch noch dämliche Sprüche von sich ließ. Das wurde mir dann doch zu viel und ich wollte ihn zum Schweigen bringen. Bevor ich mich versah, hatte ich jedoch so erhebliche Blessuren erlitten, dass ich meinem hohen Blutverlust Tribut zollen musste.
Nachdem mein Geist wieder greifbare Formen angenommen hatte, kehrte ich zur Festung zurück, um mein wertvolles Hab und Gut aufzulesen.
Ich fand jedoch nichts vor, was ich bei meinem Ableben verloren hatte. Nachdem ich beträchtliche Zeit im Innenhof der Festung mit der Suche verbracht hatte, lief mir plötzlich eine Putzfrau über den Weg, die von sich selbst behauptete, besonders reinlich – um es genau zu sagen: pingelig – zu sein. Da dämmerte es mir langsam. Bei näherer Betrachtung stellte ich fest, dass diese dreiste Person doch tatsächlich meine Sachen aufgesammelt hatte und damit durch die Gegend lief. Da sie sich weder durch Bitten noch Drohen zur Rückgabe bewegen ließ, musste ich zu überzeugenderen Argumenten greifen und nach einem etwas längeren Schlagabtausch konnte ich meine Besitztümer wieder in Empfang nehmen.
Kommen wir nun zu dem weniger erfreulichen Teil dieses Berichts, da bei den im Folgenden beschriebenen Wegen zu Lars die Ausrüstung gleichfalls ihren Weg über den Jordan antritt.
Eines Tages führte mich mein Weg über verschlungene Pfade zu einem großen Baum in den Wäldern von Drakonien, da ich vernommen hatte, dass er das Tor zu den berühmten Elementarebenen darstelle, wo mächtige Drachen darauf warten, arglose Abenteurer zu zerquetschen. Erstaunt stellte ich fest, dass man den Baum betreten konnte und sich in seinem Inneren die komplett eingerichtete Wohnung eines großen Zaubermeisters befand, den ich dann in der obersten Etage auch antraf. Er stellte sich als Asaniel vor und gab mir freundlicherweise Auskunft über die gesuchten Ebenen. Kurzerhand folge ich dem angegebenen Weg und fand mich vor einem Portal wieder, welches ich erwartungsvoll betrat. Ich befand mich nun in einer Wolkenlandschaft, die eine verwirrende Anzahl von Ausgängen aufwies. Schnell stellte ich fest, dass jede meiner Bewegungen zum Verlust von Lebenspunkten führte und auch auf der Stelle zu verharren nützte nichts, da ich immer wieder von Wolken und Luftströmungen derart beeinträchtigt wurde, dass meine Lebenskraft zusehends schwand. So sehr ich auch nach einem Ausgang suchte, meine Mühe wurde nicht belohnt. Kurz vor meinem letzten Atemzug konnte ich meinen Teddy noch ein letztes Mal knuddeln, bevor er dasselbe mit mir tat und dann trat ich den langen Weg zu Lars an. Nachdem ich durch ein Gebet wieder unter den Lebenden weilte musste ich feststellen, dass meine Ausrüstung unwiederbringlich in den Tiefen der Luftebene geblieben war. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass einen dieses Schicksal auch auf den anderen Ebenen ereilen kann. Die einzige Möglichkeit, diesem Tod zu entgehen ist es, Asaniel genau zu befragen und sich auf seinen Rat hin mit einem Hilfsmittel auszustatten, dass einem dem Weg durch die Ebenen weist.
Eines Tages bat mich ein Hexer mit dem bemerkenswerten Namen Clodsahamp um Hilfe, da er ernstlich erkrankt und nicht in der Lage war, sich selbst Heilung zu verschaffen. Diesen Wunsch wollte ich ihm nicht abschlagen und zog los, um eine geeignete Medizin zu besorgen, die jedoch nur in einer entfernt gelegenen Stadt vorrätig war. Nachdem ich eine ganze Reihe von Utensilien für meine Reise beschafft hatte und sogar im Kreise von ein paar merkwürdigen Feen einen Beitrag zur Leibesertüchtigung geleistet hatte, stand ich plötzlich am Rande einer schier endlosen Wüste und zu allem Überfluss dudelte auch noch leise Sphärenmusik, die aus dem Nichts zu kommen schien, in meine Ohren. Doch nicht genug der Seltsamkeiten. Am Wegesrand stand eine riesige Sanduhr der Marke TIME´S-UP (TM). Ein an ihr angebrachtes Messingschild gab Auskunft, dass die Durchlaufzeit ca. 1 Stunde betrage. Ich schaute in das Glas und sah, dass die untere Hälfte dreiviertel voll war. Da ich von der Musik und der merkwürdigen Umgebung schon reichlich genervt war, beschloss ich, hier nicht länger meine Zeit zu verplempern und betrat die Wüste – ein fataler Fehler, wie sich recht bald herausstellen sollte. Nachdem ich eine ganze Zeit planlos durch die endlose Weite der Wüste geirrt war und ihre Fauna kennengelernt hatte, beschlich mich langsam das Gefühl, dass es keine gute Idee gewesen war, hierher zu kommen. Als ich jedoch plötzlich Folgendes vernahm, wandelte sich meine Unbehaglichkeit in eine mittelschwere Panik um:
Nur noch 4 Minuten bis zur Zeitumkehr!
Wild lief ich kreuz und quer umher, um endlich diesen schrecklichen Ort zu verlassen, jedoch rückte das Unvermeidliche nun minütlich näher.
Und dann war die Zeitumkehr da. Die Wüste schien sich zu erheben und gewaltige Sandwellen trugen mich in rasendem Tempo durch die Gegend. Als ein Löwe mit aufgerissenen Augen an mir vorbeigespült wurde, wusste ich, dass dies kein gutes Ende nehmen würde. Zu meinem Entsetzen bewegte sich der Sand mit mir auf einen riesigen Sandfall zu, der unter gewaltigem Dröhnen in die Tiefe schoss. Zwar sah ich noch kurz aus dem Augenwinkel heraus etwas, was an eine Stadtmauer erinnerte, aber dann wurde es auch schon dunkel und mein Leben nahm ein klägliches Ende unter den unbeschreiblichen Sandmassen. Alles was ich bei mir trug, liegt wohl heute noch in diesem dunklen Grab und man müsste gewiss Jahre schaufeln, um es je zu finden …
Nach so viel Sand, Hitze und Sonne beschloss ich, mich doch mal in begrünten Gegenden umzusehen und wo wachsen wohl mehr Pflanzen als im Dschungel? Voller Zuversicht stieß ich in immer ferner entlegene Gegenden des Dschungels vor, kam durch ein Dorf von Eingeborenen, die den befremdlichen Namen „Wanga“ tragen und traf schließlich auf eine riesige Fledermaus, die mir zu verstehen gab, dass ich mithilfe der vier Elemente einen großen Schatz erlangen könnte. Also begab ich mich auf die Suche und tatsächlich gelang es mir, vier Elemente zu finden. Als ich diese der Fledermaus präsentierte, gewährte sie mir Zutritt zu einem Gangsystem, in dem es nun die Elemente nützlich zu verwenden galt. Als ich auf meiner langen Reise schließlich vor einem gähnenden Abgrund stand, der weder durch eine Brücke noch einen Steg zu überqueren war, kam mir der Gedanke, dass man schon fast hinüberfliegen müsste und glücklicherweise hatte ich ja ein Element bei mir, welches dieses Unterfangen begünstigen könnte. Nachdem ich es an geeigneter Stelle zum Einsatz gebracht hatte, wehte mir plötzlich ein munteres Lüftchen um die Nase. Doch leider scheine ich zu lange rumgetrödelt zu haben, denn just in dem Moment, als ich mit einem beherzten Satz den Abgrund hinter mir lassen wollte, herrschte plötzlich wieder Windstille und ich stürzte kopfüber und lauthals schreiend in die schier endlose Tiefe, meinem Ende entgegen.
Missmutig über diesen Verlust kehrte ich in den Dschungel zurück und beschloss, diesmal vom Wangadorf aus die andere Richtung zu erkunden. Durch Zufall entdeckte ich in einem Felsen eine Öffnung, die breit genug war, um mir Durchlass zu gewähren. Kaum war ich hinuntergeklettert sah ich mich zwei Orks gegenüber, an denen nicht nur ihre Namen „Londor“ und „Blobo“, sondern vor allem die Tatsache, dass sie in einer abgelegenen Dschungelhöhle ihr Dasein fristen doch sehr merkwürdig ist. Da sie mir den Zugang zu weiteren Teilen der Höhle versperrten, erlöste ich sie kurzerhand von ihrem Schicksal und stand kurz darauf vor einem Loch, welches mit Wasser gefüllt war und sich unter der Wasseroberfläche zu einem Tunnel auszuweiten schien. Ohne lange zu fackeln, sprang ich hinein und begann zu tauchen. Nach kurzer Zeit verlor ich jedoch unter Wasser völlig die Orientierung und schwamm planlos umher. Nach und nach wurde mein Luftvorrat immer knapper und schließlich gab es kein Entrinnen mehr – der Luftmangel setzte meiner hilflosen Taucherei ein jähes Ende. Meine grade wieder mühsam errungene Ausrüstung blieb leider für immer in den Tiefen der Unterwassertunnel. Wie ich später erfuhr, soll es wohl im Wangadorf die Möglichkeit geben, mehr darüber zu erfahren, wie man diesen Tauchgang schließlich doch erfolgreich durchführen kann …
Nun hatte ich die Nase voll vom Dschungel und lenkte meine Schritte in eine andere Gegend. Südlich der Stadt Snarken folgte ich der Straße und stand plötzlich vor einem breiten Höhleneingang, der meine Aufmerksamkeit erregte. Da die Wände nur grob behauen waren, konnte dies keine Zwergenbehausung sein, sondern ließ eher auf die Arbeit von Goblins schließen. Um dies herauszufinden, betrat ich die Höhle und tatsächlich – Goblins hatten hier ihren Unterschlupf gefunden. Ich traf sogar auf unzivilisierte Exemplare, stellte mir jedoch gleich die Frage, ob es wohl überhaupt zivilisierte Goblins geben möge? Der Gang verengte sich zusehends, je weiter ich mich in das Innere der Höhle begab. Schließlich gelangte ich an eine Stelle, an welcher der Boden mit Sand bedeckt war und ein starker, stechender Geruch in der Luft lag. Dies hätte mir Warnung genug sein sollen! Unvorsichtigerweise setzte ich meinen Weg fort und stellte schnell fest, dass sich unter dem Sand kein fester Boden, sondern eine Flüssigkeit befand, in die ich eintauchte. Ich spürte nur noch, dass mein Körper sehr schnell zerfressen wurde und dann war auch schon alles vorbei. Leider war es nicht bei meinem Körper geblieben, sondern auch die ihn umgebende Ausrüstung hatte sich gleich mit aufgelöst.
Auf meinem Weg über die Drachenhorter Landstraße entdeckte ich eines Tages zufällig einen schwarzen Monolithen. Als ich um ihn herumging, bemerkte ich vor seinem Eingang einen Lichtdämon herumstehen und schon war mein Interesse geweckt und ich wollte mehr über dieses Gebilde erfahren. Nachdem ich einen Lichtdämon überzeugt hatte, dass mein Besuch wichtig sei, betrat ich das Innere und stellte fest, dass es sich um eine richtige Burg handelte, in der dämonische Wesen hausten. Nachdem ich viel Merkwürdiges gesehen hatte und mit einigen Dämonen „Bekanntschaft“ geschlossen hatte, stand ich plötzlich am Ufer eines Sees, der sich zu meinem Erstaunen gänzlich im Inneren der Burg befand. Ich beschloss, ein wenig zu baden und sprang vergnügt in die Fluten. Nach einer kleinen Rangelei mit zwei Wasserdämonen konnte ich ungehindert umherplanschen und in meinem Übermut tauchte ich auch ein wenig um die Tiefe des Sees zu erkunden. Plötzlich fühlte ich, wie sich um mein Bein eine Wasserpflanze schlang. Schnell versuchte ich aufzutauchen, doch umso fester hielt mich dieses dumme Ding. Ich riss und zerrte an ihr herum, doch das half alles nichts. Langsam füllte sich meine Lunge mit Wasser und ich fand ein feuchtes Grab. Nachdem ich brav gebetet hatte, kehrte ich zurück um meine Siebensachen zu bergen, doch weder ein weiterer Tauchgang, noch das Austrocknen des Sees mit einer anschließenden Umgrabaktion des Bodens brachte mir auch nur ein einziges Stück meiner Ausrüstung zurück. Zwar äußerten auf der eigens für Seher eingerichteten Ebene eine Handvoll erfahrener Recken, dass man seine Sachen dort wiederfinden könne, auf nähere Anfrage hin ergaben sich dann jedoch so erschöpfende Antworten wie: „Ach dort war das, ich dachte du meinst ne andere Stelle“ über „Boah, das ist so lange her, weiß ich nicht mehr“ bis „Hm, ich glaube, die Sachen kriegt man doch nicht wieder“. Daher habe ich diesen Tod unter die Komplettverlustrubrik eingeordnet – lasse mich aber gerne aus berufenem Munde eines Besseren belehren :-)
Da mir nun an diesem See die Lust vergangen war, stieg ich in den Keller der Burg hinab und besorgte mir auf dem Weg dorthin noch ein paar Waffen und Rüstungsteile. Daran hatte ich auch gut getan, da ich mich plötzlich einem Drachen gegenüber sah und schnell mit diesem in einen Kampf verwickelt war. Noch an den Folgen meines vorangegangenen Todes leidend und auch nur spärlich ausgerüstet, musste ich bald den Rückzug antreten und lief dabei drei Dunkeldämonen in die Arme, die nicht gut auf mich zu sprechen waren. Da ich schon arg geschwächt war und mit diesem Angriff nicht gerechnet hatte, gelang es einem der drei, mich hinterrücks niederzustrecken. Als ich an den Ort dieser beschämenden Niederlage zurückkehrte, um meine Ausrüstung wieder an mich zu nehmen, traute ich meinen Augen nicht. Ein kleines Mistvieh, welches die Bezeichnung Putzteufel trug, sammelte grade seelenruhig meine Sachen ein und vernichtete sie! Als er auch noch anfing, mir fürchterlich auf die Nerven zu gehen, kehrte ich dieser Burg den Rücken und begab mich auf Umwegen wieder an die frische Luft.
Eines schönen Tages beschloss ich, doch mal wieder bei der guten alten Chilana vorbeizuschauen, um mit ihr bei einem Tässchen Kräutertee zu plaudern. Als ich in Richtung des Westweges über die Stein balancierte, die über den dort gelegenen Fluss führen, erinnerte ich mich wehmütig an die Zeit, in welcher ich als kleiner Abenteurer auf eben jenen Steinen mit Little John gerungen hatte und er mir für den Spaß mich ins Wasser zu stoßen, mir anbot, ihn jederzeit im Räuberlager besuchen zu dürfen. Weil ich sowieso noch genügend Zeit hatte, dachte ich mir, dass ein kleiner Abstecher zu Little John und seinen Räubern doch durchaus noch schnell gemacht werden könnte. Also nahm ich den gut getarnten Weg in Richtung Lager und schlenderte über die Hängebrücke. Ich hatte mich bisher jedes Mal wieder gewundert, wie dieses klapprige Etwas aus Holz und ein paar Seilen überhaupt jemanden tragen konnte. Mitten auf der Brücke lümmelte sich ein Räuber herum, der wohl noch nicht lange bei Little Johns Trupp dabei war. Jedenfalls machte er keinerlei Anstalten, mich zu begrüßen. Aufgebracht über so viel Unhöflichkeit zückte ich meinen Bienenstachel, um diesem Bürschlein Manieren beizubringen. Kaum hatte ich ihn angegriffen, als ich auch schon wieder völlig entsetzt über meine Gedankenlosigkeit war. Wie konnte man nur auf einer Holzbrücke mit einer Feuerwaffe herumhantieren? Dieses unsägliche Konstrukt hatte nämlich inzwischen ungefragt Feuer gefangen und brannte fröhlich vor sich hin.
Noch bevor ich mich zurückziehen konnte, brach die Brücke unter den Flammen zusammen und riss sowohl meinen Gegner als auch mich in den Tod. Im Herunterfallen konnte ich nur noch erkennen, dass auch meine gesamte Ausrüstung lichterloh brannte und davon höchstens ein paar klägliche Aschehäufchen übrigbleiben würden, was sich dann auch bestätigte.
‚Nun brauchst du etwas Erholung‘, dachte ich mir und entschied mich für einen Urlaub in den Bergen. Mit zünftiger Bergsteigerausrüstung ausgestattet, machte ich mich auf den Weg und begann eine wunderschöne Wanderung durch das Warokgebirge. Nachdem ich mit einigen anderen Bergsteigern meine belegten Brote geteilt und ihnen mit fehlendem Material ausgeholfen hatte, setzte ich meinen Weg fort, kam über Berghänge, Wiesen und Pässe. Als ich eine kleine Rast einlegte, fiel mein Blick auf eine Höhle, die meine Aufmerksamkeit erregte. Ich betrat diese und stellte fest, dass die Wände aus Schiefer bestanden. Da ich einem befreundeten Zauberer eine kleine Freude machen wollte, schlug ich mir munter ein paar Stücke von der Wand herunter. Mein letzter Schlag muss zu fest gewesen sein, denn plötzlich gab die Wand nach und ich purzelte kopfüber in eine weitere Höhle, aus der es kein Zurück gab. Nachdem ich einen Chitinenkrieger, der dort rumstand, beseitigt hatte, fand ich schließlich doch einen Ausweg und landete zum meinem Schrecken auf einem schmalen Grat oberhalb eines Vulkans. Zu meiner Überraschung hockte dort einer der seltenen und sagenumwobenen Phönixe. Eine Feder von ihm als Jagdtrophäe fehlte noch in meiner Sammlung. Also zückte ich meinen Speer und hieb auf ihn ein. Der feige Kerl stellte sich jedoch nicht dem Kampf sondern flog auf und war nicht mehr zu treffen. Plötzlich änderte er die Richtung und griff mich im Sturzflug an, was mir erheblichen Schaden zufügte und mich straucheln ließ. Nun wurde mir klar, dass dies ein böses Ende nehmen könnte, da ich mich nicht um einen möglichen Ausweg gekümmert hatte. Nachdem er seine Flugkünste mehrfach vorgeführt hatte, ging es mir gesundheitlich gar nicht mehr gut. Seinem nächsten Angriff versuchte ich durch einen beherzten Schritt zur Seite auszuweichen, verlor jedoch das Gleichgewicht und stürzte mit einem lauten Aufschrei in die unter mir brodelnde Lava. Im Nu war sowohl von mir, als auch meiner Ausrüstung nichts mehr übrig.
Meinen nächsten Urlaub werde ich jedenfalls nicht mehr im Gebirge verbringen!
Außer Konkurrenz möchte ich noch einen Tod erwähnen, der theoretisch in die erste, aber praktisch in die zweite Rubrik einzuordnen ist. Im derzeit leider nicht zugänglichen Para2-Drakonien tummeln sich ganze Horden von schwarzen Skeletten auf einer Lichtung, die nicht grade als freundliche Zeitgenossen zu bezeichnen sind. Um ihnen überhaupt Herr zu werden, muss man schon mindestens ein Druzk zusammenstellen. Hat man sich dann mühevoll bis in das Haus vorgearbeitet, welches die Skelette bis aufs Blut verteidigen und mit dem dort hausenden Moggl Bekanntschaft geschlossen, so sollte man nicht in den dort vorhandenen Schacht springen :-). Gerüchteweise lässt sich die dabei verlorene Ausrüstung wohl wiederbeschaffen, aber wer hätte wohl die Ausdauer, erneut gegen die mächtigen Klappergestelle anzutreten?
Da dieser Tod bisher nur einmal gestorben wurde, bedanke ich mich herzlich bei der lieben Kämpferin, die mich an ihrem exklusiven Wissen freundlicherweise teilhaben ließ :-)
Nachdem ich hier nun meine Aufzeichnungen nochmals durchblättere, um viele Erfahrungen reicher und noch mehr Erfahrungspunkte ärmer, möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass die vorstehend beschrieben Aktionen gefährlich sind. Also liebe Kinder, probiert dass nicht zu Hause aus :-)
Dieser Bericht erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, er versteht sich vielmehr als eine Auswahl. Man hätte noch erwähnen können, dass man im Schemenreich genau schauen sollte, in welches Portal man seine Füße, Pfoten oder Stinkmauken setzt, dass Nars, nachdem er sich vom Lachen erholt hat, alles brav verstaut und man ihm erst das Lebenslicht ausblasen muss, bevor man an seine Sachen wieder rankommt. Auch sollte man nicht unbedingt in diversen Sümpfen – beispielsweise auf Tamibar – sterben, da dort naturgemäß alles der Schwerkraft folgt und auf Nimmerwiedersehen verschwindet oder die unfreundlichen Gesellen in Orkhausen, die einen erst mit Star-Trek-Sprüchen nerven, um sich dann an der Ausrüstung zu bedienen, die man entweder mit Gewalt oder mit viel Geld wiederbeschaffen kann.
Und für den Fall, dass man mit einem Kleriker zusammen in die Schlacht zieht, sollte man ihn vorher genau instruieren, welche Leichen er zu begraben hat und welche nicht, andernfalls kann dies ein böses Ende nehmen :-)
Darum verehrte Kämpfer, haltet immer die Augen offen und die Waffe fest in der Hand!
Takal´Mor Slayer