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Musiker im Morgengrauen

- von Muaddib -

Ich stand unter Strom. Die verflixten Drakonier haben sich wieder zusammengerottet, um mein Lebenslicht auszublasen. Naja, ist ja nichts Neues. Also los: Kampfsprung rein in den Raum, den Ersten unterlaufen, Schnellkampf, Schlange, Waffentrick und das Opfer fixieren. Plötzlich, als ich gerade zum Todesstoß ausholen wollte, platzte so ein Frischling, so ein Rekrut mitten in den Raum und schrie über den Kampflärm hinweg: „Takal´Mor Muaddib?“ – Verärgert drehte ich mich um, eine Situation, auf die die Horde Drakonier nur gewartet hatte. Sie schlugen mich mit vereinten Kräften aus dem Raum heraus – wieder mal mit knappen 2 LP davongekommen.

Als ich fix und fertig am Boden lag, kam dieser Nichtsnutz zu mir und meinte: „General Trieseldingens verlangt, dass Du Deinen Artikel über ‚Musiker im Morgengrauen‘ bis Sonntag einreichst, sonst müsse er sich jemand anderen für den neu frei gewordenen Generalsposten suchen.“ – Ich schrie ihn mit den letzten Kräften an, er habe mich beinahe umgebracht und im Übrigen solle er sich endlich den Namen des Struvkommandanten merken. Ich teilte ihn zu Strafwachdiensten ein und ließ ihn wissen, dass der Kommandant von diesem Vorfall erfahren würde.

Nachdem dieses Milchgesicht mich verlassen hatte, niedergeschlagen und anscheinend nicht in der Lage, einem schwer verwundeten, vorgesetzten Offizier und Mitkämpfer Hilfe anzubieten, erhob ich mich so gut es ging und schleppte mich zu einem Portal, um erstmal in der Zivilisation wieder zu Kräften zu kommen. Danach ging ich zum Kommandanten und fragte ihn, ob der übliche schriftliche Antrittsbefehl auf meinem Tisch in meinem Wach-/Wohnturm nicht auch ausgereicht hätte. Er schien eher unangenehm berührt zu sein – eine Regung, die ich bei ihm noch nie gesehen hatte – und meinte, er werde den Überbringer der Nachricht angemessen bestrafen. Danach kam er zum Wesentlichen und erläuterte mir nochmals den Sachverhalt. Ein Generalsposten wäre frei und wenn ich ihn wollte, könnte ich ihn haben, dass ich das Zeug dazu habe, hätte ich ihm ja schon gezeigt – nur der Bericht wäre noch ausständig.

Musiker im Morgengrauen. Tja, so viele neue Gebiete gäbe es dann doch nicht und die Bücherei sei schon gut bestückt, aber von den Künstlern im Morgengrauen wisse man so gut wie gar nichts. Künstler … „Was soll ich an denen testen? Die Dauer, bis ich sie vernichtet habe?“ – „Sammel alle Informationen, die Du bekommen kannst, vielleicht gibt es ja auch ein paar Mitstreiter, die Dir Hinweise geben können. Und nimm Petersilie mit. Du kannst jetzt gehen.“

Super. Petersilie? Ich erinnerte mich dunkel an die Zeit, zu der die Magieinsel noch nicht von den Fluten verschlungen war. Da gab es dort die Sirene, die mich jener Zeit einmal mit ihrem Gesang versteinert hatte, so stark, dass selbst die härteste Willensanstrengung vergebens war und sie mich ohne Probleme plätten konnte. Damals hatte ich auch so einen komischen Karateka gesehen, dem die Petersilie schon zu den Ohren rauskam. Komischer Vogel, dachte ich, aber vielleicht hätte ich ja auch so handeln sollen.

Ich erinnerte mich ebenfalls, dass ein Freund unter den Zauberern (nein, ich will jetzt kein Lästern hören!) mir mal erzählt hat, dass er ganz zu Anfang seiner Karriere für Randar Tobis einmal Petersilie besorgen musste, weil wohl die Gildenchefin teilweise etwas nervt. Nun gut, ab zu Randar Tobis.

Randar erwies sich als eher unergiebige Quelle für Informationen, die ich brauchen konnte. Er meinte zwar, dass Petersilie schön wäre, weil er das Gemoser von Llystrathe nicht mehr hören könne. Naja – es ist nicht meine Aufgabe, ihm Petersilie zu besorgen – das sollen mal die Zaubereranwärter machen. Komisch finde ich nur, dass er ja anscheinend einigen Verschleiß an Petersilie hat. Vielleicht isst er sie ja, wenn seine Arbeitstage mal wieder länger sind. Schwierige Entscheidung zwischen Ruhe und Sättigung …

Nachdem dieser Weg wohl eher kein befriedigendes Ergebnis brachte, machte ich mich auf meine Reise. Meine Entdeckungen werde ich hier kategorisiert wiedergeben.

Die Harten

Mein erster Weg führte nach Melnibone. Dort gibt es ein Musikschloss, was natürlich schon rein thematisch an die erste Stelle meines Berichtes muss. Ob diese Einschätzung richtig ist, wird sich natürlich zeigen. Man findet dort den Musicus lapidus, eine im Morgengrauen eher seltene Erscheinung. Die ersten Eindrücke gewinnt man unter dem Torbogen. Erstens sind die Musici hier eher seltsam benannt, in einer seltenen Sprache. Zweitens scheint die Qualität sehr unterschiedlich zu sein, was sich anscheinend im Preis niederschlägt. Die Kampfkraft hängt aber sicher nicht von dieser Qualität ab, das heißt, auch wenn sie teurer sind, können Genesis nicht besser Kampfsingen als die billigeren Kollegen. Na, wenigstens denken die Musici hier, dass sie hart sind – daher kommen sie auch in diese Kategorie. Sonst gibts in dem Schloss noch ein paar nette Details und interessante Typos. Für Kämpfer, die etwas erleben möchten, ist dieser Ort definitiv ungeeignet, interessanter ist da vielleicht der Räuberwald, wo es mir so vorkam, als könnten die Räuber dort auch von der Seherkarte abbuchen. Interessantes Detail am Rande, das kann ja wirklich nicht jeder x-beliebige Räuber am Ende der Welt … Vor allem scheinen die Räuber das Geld dann gegessen zu haben, ich habe es jedenfalls nicht mehr gefunden.

Elfen sind ja für ihre musikalische Begabung bekannt und beliebt. So begab ich mich in die Eiselfenfestung, um zu schauen, ob meine Verwandten dort auch musikalisch begabt sind. Ich landete in einer Kneipe, wo doch durchaus gesungen wurde. Der Wirt antwortete jedoch auf meine Frage nach Musik mit: „Ich bin hier der Wirt und Koch.“ Nun gut. Da weiß man jedenfalls, an was man ist mit diesem Elfen. Sonst konnte man mir hier auch keine Auskunft geben. Im Kampf erwies sich der Wirt als etwas zäh, aber nichts, worüber man sich als Kämpfer Sorgen machen sollte. Es gab da noch andere singende Elfen in dieser Kneipe, die vor allem eine Gemeinsamkeit hatten: Sie waren alle betrunken. Ich dachte mir, dass übermäßiger Alkoholgenuss nicht Grund genug für eine längere Beschäftigung mit ihnen sei und verließ die Festung wieder. Nachdem alle in der Kneipe angetroffenen Elfen eigentlich hart am Limit waren, kommen sie in diese Kategorie.

Hart an der Grenze ist auch Guido Born, den man auf der Feuerinsel treffen kann. Lauter verrückte Fans freuen sich über eine grottenschlechte Vorstellung und werden dabei auch noch ohnmächtig. Meine armen Ohren, grauenhaft. *brrr* Naja, noch ein weiteres Beispiel für „Musiker“ gesehen. Leider hielten mich zwei fiese Typen von Türstehern davon ab, nach hinten zum Meister zu gehen und ihm meine Meinung von seiner „Musik“ einzutrichtern. Nachdem ich keine Lust hatte, noch länger von Jungspunden und Irren erdrückt zu werden, entschloss ich mich spontan dazu, meinen Ausflug auf die Feuerinsel abzubrechen.

Im Eistannenwald läuft ein Elf herum, der sehr interessante Sachen singt. Sein Portfolio begrenzt sich auf „La la la la lalla la.“ und das Zwergenlied. Mit den Zwergen scheint er eher im Clinch zu liegen – er hat eine unschöne Narbe von einem bekommen und trägt einen Zwergentöter. Die Kampfkraft ist nicht von schlechten Eltern, er teleportiert einen Angreifer durch die Gegend und zaubert irgendwelchen Murks. Naja – nix Besonderes, allerdings sollten sich kleine Kämpfer vielleicht in Acht nehmen.

Die Harmlosen

In der Eisebene der SSP fand ich einen Eisbär, der sein Dasein damit fristete zu singen, dass er gerne ein Eisbär sei, weil dann alles klar sei und Eisbären nicht weinen müssen etc. Mir kam das etwas unlogisch vor, nachdem die Luft in der Eisebene sowieso erstens saukalt und zweitens sehr klar ist. Im Übrigen ist er sowieso ein Eisbär, also was soll das? Auf meine dorthin gehende Frage schaute er mich nur fragend an. Ich kitzelte ihn kurz mit meinem Stachel, was er mir aber persönlich übel nahm. Naja, einen Reset lang muss er jetzt nicht weinen – vielleicht freut er sich darüber. Wenigstens schmeckte die Leiche einigermaßen gut.

Auf der Insel Titiwu, genauer gesagt, etwas außerhalb im Riff fand ich einen Seeelefant, der sich nichts sehnlicher wünschte, als dass ich für ihn singen würde. Das tat ich dann auch und er bot mir als „Belohnung“ an, mir einen Weg zu zeigen. Sein Gedächtnis schien eher löchrig zu sein, sonst wüsste er, dass ich da schon war und auch die zugehörige Aufgabe schon längst gelöst hatte. Wie auch immer, er gehört zwar zu den schweren Kalibern, aber seine Kampfkraft ist im Blues vermutlich untergegangen.

In Moulokin gibt es ein Konservatorium, das von mehreren Musikern bevölkert wurde, als ich dort eintraf. Alle jammerten mich an, dass ich ihre Geige wiederbeschaffen sollte, dabei habe ich das ja schon längst getan. Wenn diese komischen Musiker nicht auf ihre Instrumente aufpassen können, so ist das ja nicht meine Schuld. Kampfmäßig ist das Konservatorium so lachhaft wie die Informationen, die ich dort bekommen habe.

Nördlich von Port Vain gibt es einen Sängerverein, der auch immer wieder mal Hilfe braucht, eine gewisse Partitur zu finden. Die ganze Geschichte ist etwas seltsam, aber die Musiker dort sind – wenigstens teilweise – durchaus in der Lage zu singen. Wenn sie es nicht wären, wäre der ganze Verein wohl schon ausgestorben.

In Paracelsus´ Würfel gibt es einen Troll, der wohl auch noch in die Kategorie „Musiker“ fällt. Jedenfalls singt er eine interessante Variante von „Marmor, Stein und Eisen bricht …“, allerdings lassen sich sein Lied und seine Kampfkraft absolut nicht vereinen.

Last, but not least seien in dieser Rubrik noch die Zigeuner erwähnt, die in der Nähe der Tundra ihr Lager aufgeschlagen haben. Man hört zwar Musik, wenn man das Lager betritt, aber irgendwie scheinen die Zigeuner zu feige zu sein, zuzugeben, wer die Musik macht. Schweigen war das einzige, was ich als Antwort bekam, also sollten sie auch weiterhin schweigen. Widerstand haben sie nicht wirklich geleistet. Aber sie haben sich auch nicht gegenseitig geholfen. Komisches Pack.

Die Skurrilen

Vor langer Zeit habe ich einmal Sam Harkwind geholfen, sein Logbuch wiederzufinden. Der Täter damals war Heino, ein singender Fisch. Damals habe ich ihn mithilfe eines wahrscheinlich noch schlechteren Sängers zur Aufgabe überredet – keine leichte Sache, nachdem ich damals leider auch keine Petersilie dabei hatte, um meine empfindlichen Elfenohren zu schonen. „Leider“ ist Heino dann wieder im Wasser verschwunden und nachdem ich kein Interesse verspüre, mir diese Tortur nochmalig anzutun, gibt es keine detailliertere Beschreibung von ihm.

Eine Sache ist besonders zu erwähnen, nämlich das Magierhaus von Cymonk. Eigentlich sollte man es unter der Rubrik „Lose Enden“ einordnen, allerdings ist es so skurril, dass ich es hier sinnvoller finde. Nunja. Wenn man mal eine interessante Reise an die Orte materialisierter Drogentrips unternehmen will, dann ist man hier in der Villa von Cymonk gut aufgehoben. Vielleicht findet der eine oder andere Chaot oder Zauberer hier auch noch die ein oder andere Spezialkomponente (rauchbare vielleicht), für Kämpfer ist es aber eher öd. Warum ich diese Villa überhaupt erwähne? Weil da diverse Beweise herumliegen, dass Cymonk sich auch als „Musiker“ versucht hat – jedenfalls will er das dem geneigten Besucher suggerieren. In Wahrheit steht die ganze Bude voll mit magischem Krimskrams, was wohl auch noch von allein Musik macht, aus der Dose sozusagen.

Lose Enden

Ein loses Ende ist der Konzertmeister Boni. Das ist nichts persönliches, nur ist er halt ein Spieler und dadurch de facto nicht besonders interessant in einem Kämpferreport. Ein anderes Ende sind diejenigen, völlig unbegabten NPCs im Morgengrauen, die mit Krach angreifen. Sie sind deswegen ein loses Ende, da man ja nicht behaupten kann, dass das Musik ist. Dann gibt es da noch diverse Instrumente, die man sich im MG an geeigneten Stellen besorgen kann, um dann selbst „Musiker“ zu sein. Aua. Was es da für Harmonievergewaltigungen gibt, das hört man sonst nur bei trällernden Zwergen oder ähnlich begabten Individuen.

Zusammenfassung

Anscheinend lässt sich die musikalische Begabung und die kämpferische Begabung nicht immer so gut vereinen wie bei Elfenkämpfern. Interessant war diese Erkundungsreise allemal, nachdem es doch einige Dinge im Morgengrauen gibt, über die man sich als Kämpfer normalerweise nicht den Kopf zerbricht.

Takal´Mor Muaddib

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