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Sabberwarzen und Co. – Die wunderlichsten Lebewesen der Schreckensspitze

- von Lurchi -

Mit einem lästigen Anhängsel an meiner Seite – einem weiblichen Azubi, der eher dem klassischen Blondinenklischee entsprach als einer Soldatin – betrat ich zum hunderttausendsten Mal die Schreckensspitze. Jede Ebene in diesem Berg – von einem Gott ohne Frage nur aus dem Grund erschaffen, dem Blutdurst der Spieler gerecht zu werden – war mir bis ins letzte Detail bekannt und barg für mich keinerlei Überraschungen mehr.

Schon nach den ersten Schritten fiel mir auf, dass sich meine tapfere Soldatin unbehaglich umschaute. Ich fragte freundlich, ob sie nicht doch lieber Brieseltrims Privatsekretärin werden wolle. Sie verneinte, um kurze Zeit später beim Anblick des über zwei Meter großen Knochenschälers in Ohnmacht zu fallen. Fein, dachte ich mir, dann spielen wir halt Babysitter. Grummelnd trug ich sie aus der Gefahrenzone. Nachdem ich das Wasser aus meiner Feldflasche über ihrem Kopf ausgeleert hatte, schlug sie die Augen auf und flüsterte hysterisch: „Ist er weg, ist er weg?“ Ich verdrehte genervt die Augen, als sie haltlos zu schluchzen anfing und zusammenhangslose Sätze wie „Ich will nicht portionsgerecht zerstückelt werden“ oder „Meine Knochen eignen sich nicht für Suppe“ stammelte. Ich bat sie, nun schon nicht mehr ganz so freundlich, ihr Mundwerk zum Stillstand zu bringen. Sie schniefte, sie sei das erste Mal hier. Ich brach lachend zusammen und feixte: „Dann werde ich die Jungfrau mal weiterführen“. In Gedanken malte ich mir aus, wie lange sich diese Ausbildung wohl hinziehen würde und meine Laune verschlechterte sich zusehends. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, in der ich wichtigere Dinge hätte erledigen können, als dem Blondchen eine Führung durch die Schreckensspitze zu geben, zogen wir zügig weiter.

Beim Stahldrachen gelandet, beäugte sie ihn erst misstrauisch, um dann in schallendes Gelächter auszubrechen. „Ach wie süß“, rief sie aus, „er hat Gummistiefel dabei! Hat er Angst, dass ihm die Füße rosten?“ Nachdem ich sie darauf aufmerksam gemacht hatte, dass es gewiss nicht die Aufgabe eines Trves sei, dafür zu sorgen, den Stahldrachen zu ölen, zeigte ich ihr, wozu ein ordentlicher Kämpfer in der Lage ist. Nach kurzer Zeit war der Stahldrache in kleine Tabletts zerteilt, woraufhin ich sie prompt daran hindern musste, diese als Küchenutensilien mitschleppen zu wollen. Hätte sie sich den Knochenschäler etwas genauer angesehen, hätte sie bestimmt darauf bestanden, das Schälmesser mitzunehmen.

Nachdem ich sie über die nächste Etappe unserer Ausbildung in Kenntnis gesetzt hatte, flötete sie begeistert, wie sehr sie sich doch auf einen Ausflug in die Botanik freue. Als sie der kriechenden Mördertulpe gegenüber stand, war ihrem Gesichtsausdruck deutlich anzusehen, dass sie sich den Ausflug so nicht vorgestellt hatte. Sie sprang hysterisch durch die Gegend, als die Tulpe ihre spitzen Zähne in ihre Waden schlug, und jammerte lautstark, dass ihre teure Strumpfhose nur noch in Fetzen an ihren Knöcheln hing. Ich grinste still in mich hinein und betrachtete meine Azubine. Dank des Schlammbads beim Knochenschäler und den Beißerchen der Mördertulpe sah ihr Outfit nun alles andere als gepflegt aus. Ich verzichtete auf die Bemerkung, dass wir jetzt in Richtung Schleimebene weiterzogen und wurde mit dem Anblick einmalig grüner Gesichtsfarbe meiner Azubine belohnt, als sie den Schleimschmeißer entdeckte. Als dieser dann mit schleimtriefenden Popelfingern nach ihr griff, wechselte ihr Teint schlagartig zu einem wenig vorteilhaften Weiß. Mir verging das Grinsen allerdings in dem Moment, als sie den ersten Schleimbrocken abbekam und ihr Mageninhalt auf meinen Schuhen landete. Mich um ein freundliches Lächeln bemühend, bat ich um ihrem Seidenumhang. Als ich mit eben diesem meine Schuhe notdürftig säuberte, bekam sie glatt einen hochroten Kopf und schrie, dass sie diesen Horrortrip nicht mehr länger mitmachen würde. Sprach´s und lief davon.

Ich stellte fest, dass sie – natürlich – in die falsche Richtung gelaufen war, und wartete geduldig auf den unausweichlichen Hilferuf. Ich brauchte nicht lange zu warten. Sie teilte mir mit, dass sie sich zwar an einem ekligen zwei Meter hohen, popelähnlichen, schlabberigen, schmatzenden, widerlichen, schleimtriefenden Ding vorbeidrücken konnte (womit wohl der Riesennasenpopel gemeint war), aber jetzt vor einem überdimensionalen Schneebesen stehe, welcher sie mit Drahtbügeln attackiere. Außerdem habe sie keinerlei Ahnung, wo sie sei. Sie hörte sich so verzweifelt an, dass sie mir fast leid tat. Aber auch nur fast. Immerhin hatte sie ja Glück gehabt, dass der Schneeriese gerade nicht da war. Womöglich hätte sie sich da noch ihren hübschen Hintern verkühlt. Ich antwortete ihr, dass ich noch schnell eine wichtige Mission durchführen müsse, sie dann aber sofort abholen käme. Ich stattete erst einmal in aller Seelenruhe Silvano in Port Vain einen Besuch ab und begab mich anschließend langsam mit einem Bauch voller Pizza in Richtung Eisebene. Als ich dort ankam, stürzte sie sich sichtlich erleichtert in meine Arme. Die Tränen auf ihren bleichen Wangen stimmten mich nun doch ein wenig milde, also sagte ich ihr, dass wir die Ausbildung am nächsten Tag fortsetzen würden.

Auf dem Rückweg blieb sie allerdings bockig, wie Frauen nun mal sind, vor dem Riesennasenpopel stehen. „An diesem Ding gehe ich nicht noch einmal vorbei“, meinte sie trotzig. Also killte ich diesen kurzerhand und beobachtete amüsiert, wie sie dem spritzenden Schleim auszuweichen versuchte. Sie stupste mich kleinlaut an und deutete dezent auf den an ihr haftenden Schleimklumpen vom Schleimschmeißer. Ihr Gesicht war dabei so unglücklich, dass ich in schallendes Gelächter ausbrach. Ich erklärte ihr, dass die Lösung ihres Problems nicht weit entfernt sei, und führte sie zum Entschleimer. Da stand sie nun vor ihrem Helfer und zitterte. Nach mehreren Überredungsversuchen flüsterte sie dann auch zaghaft „entferne schleim“. Als sich der Entschleimer über ihren Schleim hermachte, sprang ich, diesmal vorgewarnt, gerade noch rechtzeitig zur Seite. Nun zierte ihr restlicher Mageninhalt die Behausung des Entschleimers und fiel in dieser Umgebung gar nicht weiter auf. Damit war sie wohl für diesen Tag bedient und wir verabredeten uns für den nächsten Tag zu weiteren Erkundungen.

Nachdem wir einige Tage gemeinsam in der Schreckensspitze zugebracht hatten, gerieten wir so in Streit, dass sie von nun an das Labyrinth alleine erkunden wollte. Sie unternahm auch tatsächlich einen erfolglosen Versuch, was ihr allerdings ziemliche Kopfschmerzen einbrachte, da sie, als sie panisch und völlig orientierungslos aus dem Labyrinth zu flüchten versuchte, auf der Hängebrücke irgendwie das Gleichgewicht verloren hatte (kein Wunder bei den Stöckelschuhen). Naja, was rennt sie dort auch lang.

Beim Einsammeln ihrer Sachen fiel mir ein kleines Büchlein auf. Ich bat Lars, dem Quälgeist doch eine längere Todessequenz zu bescheren, setzte mich hin und las:

2. Tag

Das Leben hier ist ziemlich hart. Ich bin am Überlegen, ob ich nicht doch lieber zu diesem netten Arkshat gehen sollte. Der Gipfel ist ja wohl dieser „Ausbilder“. Ausbilden tut er mich nicht, er macht sich nur über mich lustig und lässt mich blind in Gefahren reinlaufen. Heute war ich wieder mit ihm in diesem Kuriositätenkabinett unterwegs, dessen Namen ich mir wahrscheinlich nie merken werde. Angstgipfel? Schreckensberg? Egal. Jedenfalls schleifte er mich in wahnwitzigem Tempo da durch, bis wir vor einer Art überdimensionaler Götterspeise standen. Es sah eigentlich ganz lustig aus, stand nur harmlos da rum und wackelte. Tat also keiner Fliege was zu Leide. Aber was tut dieser Barbar von Ausbilder? Er drischt natürlich drauflos. Der zitternde Glibber von diesem Wackelunfug traf natürlich immer mich. Und das hat richtig wehgetan! Außerdem hat es meine schöne neue Frisur ruiniert. Es ist furchtbar. In diesem Verein ist es unmöglich, auch nur ein Mindestmaß an Kultiviertheit zu bewahren. Ich komme mir langsam vor wie Aschenputtel. Auch meine Hände sind von der Waffenschlepperei schon ganz schwielig und ich brauche dringend eine Maniküre.

Nachdem wir, bzw. er, diesen armen Gesellen zu Brei geschlagen hatten, ging es weiter. Plötzlich sah ich mich einer fast zwei Meter großen, ekelig mutierten Kröte gegenüber. Ich glaube, diese Glubschaugen werde ich nie wieder vergessen. Davon kriege ich bestimmt Albträume. Und diese Farben, ich wünschte, ich hätte eine Sonnenbrille dabei gehabt. Grellrot, blendendes Gelb und ein Grünton, der sich direkt in die Netzhaut einätzt. Das alles passte farblich überhaupt nicht zu meinem Outfit. Das sollte bestimmt eine Art Warnung sein. Aber nein, nicht doch für unseren Held! Bevor ich „Stopp!“ schreien konnte, ging´s schon wieder los. Ich rannte erstmal raus, bin schließlich nicht lebensmüde. Aber leider war ja dieses automatische Hintergerennedingsbums aktiviert. Er holte mich prompt zurück. Dieses eklige Krötending beschlabberte mich mit seiner langen Zunge. Solche Schmerzen!!! Und dann wurde mir plötzlich schwindlig und mein Magen revoltierte. Ich musste mich übergeben, und habe diesmal mit voller Absicht auf die Schuhe von diesem „Helden“ gezielt. Treffer, versenkt. Sein Gesicht war aber auch zu herrlich. Aber was tut dieser unkultivierte Mensch? Er reißt mir meinen Seidenumhang von den Schultern und putzt sich damit die Schuhe! Das ist ja wohl die Höhe! Dabei ist die Reinigung so teuer und es war ein original „Lakotz“. Ich verzichtete dankend, als er ihn mir zurückgeben wollte. Und mir wurde schon wieder schwindlig. Mein hochgeschätzter Sklaventreiber meinte, dass ich wohl vergiftet sei. Tja, er ist eben die personifizierte Verantwortung.

Jedenfalls schleppte er mich dann zu diesem wuscheligen, knuffigen, süßen Sandtiger und verschwand mit den Worten: „Such´ Dir ´nen Kleriker, der Dich entgiftet.“ Von Schmerzen geplagt brach ich in Tränen aus. Es ging mir immer schlechter und ich dachte, dass ich nun sterben würde. Zum Glück kam eine nette Priesterin vorbei, die eine Göttin anrief, um mich zu heilen. Und diese Göttin, ich glaub´, sie hieß Safira oder so ähnlich, befreite mich dann vom Gift. Die Priesterin war auch noch so nett, alle meine Wunden zu heilen. In dem Moment stand mein Entschluss fest: Ich würde auch diesem Orden beitreten! Also begab ich mich auf die lange Reise auf diese Insel mit dem unaussprechlichen Namen und wollte direkt zu Brieseltrim marschieren und ihm sagen, dass er sich meine Karteikarte sonst wohin stecken kann, als mich plötzlich ein Blumenbote anhielt. Er drückte mir eine wunderschöne Orchidee in die Hand und verschwand wieder. Ein Licht an diesem grauen Tag. Ich fragte mich aufgeregt, wer wohl mein heimlicher Verehrer ist und fand eine kleine Karte an der Orchidee. Ich las nur 3 Worte. „Sorry. Treffen SSP.“ Absender war mein geschätzter Herr „Wir-hauen-alles-platt“. Da kann er lange warten, dachte ich mir. Und was soll auch dieses „SSP“ sein? Sonder-Ski-Park? Silber-Singer-Palast? Ich habe erst einmal in aller Ruhe Körperpflege betrieben. Ich staunte nicht schlecht, als ich mein Spiegelbild sah: Meine Gesichtsfarbe sah viel gesünder aus und meine Cellulitis war fast verschwunden. Diese Strapazen scheinen sich also doch zu lohnen. Auch fiel es mir immer leichter, diese Massen von Ausrüstung zu schleppen. Also beschloss ich, diesem Korrull Taschar Strumpf oder wie dieser Verein auch immer hieß, noch eine Chance zu geben. Ich teilte meinem Ausbilder mit, dass ich kommen würde, sobald mein Nagellack trocken ist, und fuhr dann wieder los Richtung Port Vain. Ich kuschelte mich an den Sandtiger und schickte ein Telex an Herrn Knochenbrecher, dass er mich gefälligst hier abholen soll. Er kam auch tatsächlich und begrüßte mich mit den Worten, dass er mich nun erstmal anständig anziehen würde. Nachdem er mich in praktische, schmucklose, freudlose und unattraktive Klamotten gesteckt hatte, ging es wieder in dieses Gruselkabinett.

Diesmal war ich aber erstaunt. Es gab auch hübsche Dinge hier. Da waren z. B. lustige, muntere Fische, die aufgekratzt durch die Gegend hüpften. Dann fingen sie plötzlich an, mich zu knutschen, das ging dann aber doch etwas zu weit! Ich hörte ein Flüstern, das „Hab mich lieb!“ zu bedeuten schien. Wie entzückend! Ich wollte mich gerade bei meinem Ausbilder bedanken, als er plötzlich einen Fisch angriff. Diesmal wurde ich aber richtig wütend. Denkt dieser Typ denn, er ist Räuber Hotzenplotz und muss auf die sensiblen Gefühle einer Frau wie mir keine Rücksicht nehmen? Ich zerrte mit aller Gewalt an ihm, bis ich ihn aus dem Raum geschubst hatte. Ich machte ihm klar, dass eine Orchidee, auch wenn sie zugegebenermaßen wirklich schön war, nicht reicht, um seine Rüpelhaftigkeit wieder gut zu machen, und dass er gefälligst diese süßen Fische in Ruhe lassen soll. Er war anscheinend von meiner Dreistigkeit so überrascht, dass er ausnahmsweise keine Widerworte gab. Ich ging schnell nochmal zu den Fischen, um mich für diesen Barbar zu entschuldigen. Komischerweise hauten sie plötzlich auf mich ein. Eigenartig! Naja, meine schlechte Gesellschaft färbte anscheinend ab, da konnte man es ihnen nicht verübeln. Wir zogen weiter und plötzlich klammerte sich etwas an meinen Knöchel. Ich blickte entsetzt an meinem Bein runter und bekam einen visuellen und nasalen Schock zugleich. Ein nicht näher zu identifizierendes, schrecklich stinkendes Geschöpf hatte sich mit schlammtriefenden Armen an mein Bein gehängt. Es grunzte wie ein Schwein und schien Schlamm zu lieben. Mein Ausbilder tat ausnahmsweise etwas Gutes und befreite mich von diesem Schlammrobber. Diesen kurzen Anfall von Sympathie meinerseits machte er aber bald darauf wieder zunichte. Wir kamen nämlich zu einem kleinen Ding mit grünlich-weißer Haut, das irgendeine komische Flüssigkeit, die furchtbar schleimig war, ausschwitzte. Es stank schrecklich und war irgendwie auch schon ziemlich tot. An einigen Stellen sah man rohes Fleisch und irgendwie hatte die Verwesung schon angefangen. Er hätte ja darauf verzichten können, aber nein, er muss es attackieren. Und dieses Ding griff mit langen Klauen nach mir und schlagartig war mir wieder schlecht und schwindlig. Ist das hier denn eine wandelnde Gifthandlung? Ich sagte, dass ich schon wieder vergiftet sei. Mein Ausbilder meinte nur: „Ach, hat dich der Disir erwischt? Sekunde.“ Ich fragte mich schon, welchen Wert so ungefähr ein Menschenleben – nämlich meins – für ihn hat, als er eine komische Handbewegung machte und zu beten anfing. Ich spürte einen kurzen Ruck und fühlte mich wie neugeboren. Nachdem ich Herrn Ekelpaket fragend angesehen hatte, erklärte er mir, er hätte diese Fähigkeit als Belohnung für ein Abenteuer erhalten. Das war ja eine bodenlose Frechheit! Mich hilflos am Sandtiger zurücklassen, wenn er mir hätte helfen können! Ich hätte sterben können!! Und das nur, weil ihm ein kleines Gebet zu viel war. Kurzerhand nahm ich den Hammer, den ich bei diesem komischen Schleimball mitgenommen hatte, und fing an, diesen mit brachialer Gewalt auf den Kopf dieses … ich finde schon keine Worte mehr … krachen zu lassen.

In diesem Moment musste ich meine Lektüre leider unterbrechen, denn Madam „Mein-Nagel-ist-abgebrochen“ teilte mir mit, dass sie wieder unter den Lebenden weile, das heißt, eigentlich nur an der Oberfläche und ob sie denn jetzt ein Geist bleiben müsse. Ich tätschelte ihr aus der Ferne den Kopf und teilte ihr mit, dass ein Gebet helfe. Worauf sie prompt mit Schimpftiraden reagierte. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich von mir veralbert. Aber warum? Ich hatte ihr doch nur helfen wollen, versteh´ einer die Frauen. Einige Zeit später schien sie dann doch meinen Rat befolgt zu haben und stand wieder vor mir. Ich drückte ihr ihren Krempel in die Hand und bat sie höflich, mir zu den nächsten Monstern zu folgen.

Als wir vor der Frostbeule standen, war Madam „Meine-Wimperntusche-ist-verwischt“ ganz entzückt. Sie jauchzte: „Was für ein niedliches, blubberiges Geschöpf! Und schau doch mal, diese intelligenten Augen! Und dieses Weiß, hach! Das wäre genau die richtige Farbe für mein Hochzeitskleid.“ Als ich ihr sagte, niedliches Geschöpf hin oder her, wir greifen das jetzt an, warf sie mir einen vernichtenden Blick zu. Sie schüttelte heftig den Kopf und antwortete spitz, dass sie aufgrund des Unfalls heftige Migräne habe und zu einem Arzt wolle. Nun, ich ließ ihr ihren Willen, schließlich hatte sie heute schon genug durchgemacht. Außerdem musste ich mir widerstrebend eingestehen, dass ich den Beinamen „Herr Ekelpaket“ vielleicht doch nicht unbedingt tragen wollte.

Am Tag darauf stand sie in aller Herrgottsfrühe in voller Rüstung vor mir und wollte die Ausbildung fortsetzen. Nachdem ich mich von meinem Erstaunen erholt und aus den Federn erhoben hatte, ging es wieder Richtung SSP. Wir kämpften uns in die, für sie noch unerforschten, Gebiete vor und wurden dort sofort von der Dampfnudel attackiert. Meine Azubine bedankte sich artig für die Rückendeckung und fing zu meiner Überraschung an zu kämpfen. Sie war richtig konzentriert bei der Sache und wehrte sich couragiert gegen den heißen Dampf, mit dem die Nudel sie ständig angriff. Zwischendurch sagte sie zwar, dass ihr diese arme Nudel leid tue, weil diese sich bestimmt verlaufen habe, aber wenn sie uns angreift, sei sie schließlich selbst schuld. Einigermaßen sprachlos vergaß ich prompt zu kämpfen und schaute meiner Azubine entgeistert zu, bis die Nudel zu Boden ging. Eine entscheidende Wendung schien sich unter der blonden Haarpracht vollzogen zu haben und langsam begann mir die Ausbildung, sogar Spaß zu machen.

Viele Tage später nahm ich Madam dann mit zum Gelage ins Struv. Grinsend beobachtete ich, wie sie einen Humpen Struv-Suff nach dem anderen leerte. Dabei fiel mir auf, wie sehr sie sich inzwischen verändert hatte. Das künstliche Blond ihrer Haare wuchs langsam raus, die einst langen, roten Fingernägel waren nun unlackiert und kurzgeschnitten, statt Strumpfhosen hatte sie endlich eine ordentliche Hose an. Ich grinste sie an und sie sagte, dass wir nach dem schwierigen Anfang wohl doch ein gutes Team geworden wären. Einige Humpen später trug ich sie in den Schlafsaal. Dabei fiel mir wieder dieses kleine Büchlein in die Hände und ich zog mich zum Lesen zurück.

15. Tag

Nachdem ich mich einmal zum Kämpfen entschlossen hatte, ging es mir plötzlich viel leichter von der Hand. Sogar die ruppige Art meines Ausbilders machte mir nicht mehr soviel aus. Wieder und wieder schleppte er mich in diesen Grausenswipfel und zwang mich zu Begegnungen mit den eigenartigsten Kreaturen. Heute zum Beispiel stand ich einer ekligen Scheibe mit popelgrüner Farbe gegenüber. Sie hatte ein blubberndes Loch in der Mitte und schwebte einfach so im Raum. Komische Auswüchse ragten aus ihrem Körper, wahrscheinlich waren es die Augen des Geschöpfes. Als wir dieses Ding angriffen, reagierte es mit sabberndem Geräusch auf uns. Widerwärtig. Übrig blieb dann ein sabbriges, amulettartiges Ding, welches mir mein Ausbilder auch noch um den Hals hängte. Igitt! Ich schluckte tapfer meinen Ekel herunter, er hatte bestimmt seine Gründe dafür. Das hoffte ich zumindest. Als wäre das nicht genug, führte er mich zu einem Wesen, dass er als Schlabbermurks bezeichnete. Ein mit Schleimfäden überzogenes Gesicht blickte mir entgegen. Sein Körper schien aus Götterspeise zu bestehen und machte den Eindruck, die daran befindlichen Arme kaum halten zu können. Es belehrte mich prompt eines besseren, als er mir diese schlabberigen Teile um die Ohren haute. Als ich mich verteidigte und zum Ellenbogenschlag ansetzen wollte, rutschte ich an diesem Schlabber ab und stieß mir die Finger in beide Augen. Ich schrie vor Schmerzen auf und war blind! Mein Ausbilder flüsterte mir ein Wort ins Ohr und nachdem ich es verständnislos wiederholt hatte, traf ein grelles Licht meine Augen und ich konnte wieder sehen. Aha, dafür war also dieses Sabberdingens gut! Ich entwickelte wirklich so eine Art Dankbarkeitsgefühl für meinen Ausbilder.

Ich blätterte ein wenig weiter und fuhr fort zu lesen:

18. Tag

Unsere Streifzüge gingen weiter. Wir waren heute in einer Außenstelle der Hölle, die sich auch in der Schreckensspitze (ich habe mir endlich dieses Wort gemerkt) befindet. Nachdem wir einem sehr verdattert aussehenden Sensenmann seinen Umhang und die Sense abgenommen hatten, kamen wir in eine Ebene voller hübscher Kristalle. Dort hüpften lustige Gestalten herum. Besonders gefielen mir die Leuchttrolle. Mein Ausbilder wollte wieder drauf los schlagen, aber ich versuchte es mal mit weiblichen Waffen und küsste den Troll leidenschaftlich. Außer einem schlechten Geschmack im Mund hatte ich allerdings nichts davon.

Ganz erstaunt war ich, als ich ein Bier in der Gegend rumstehen sah. Da ich Kristallweizen mag, habe ich es schnell ausgetrunken, als mein Ausbilder nicht hinschaute. Die Kristallscherbenbeißer gefielen mir dagegen gar nicht, weil sie sofort Scherben nach mir spuckten. Wir räumten ein paar Eisgiganten beiseite und kamen an einer riesigen, lebendigen, menschenähnlichen Welle, die ständig ihre Form änderte, vorbei, an einem Bullywug, der wie eine Kreuzung zwischen Kröte und Neandertaler aussah und mich mit saugnapfbewehrten Fingern schlug, und einem großen Fisch, der mit giftigen Tentakeln nach mir schlug. Entsetzt stellte ich fest, dass dieses Vieh auch noch drei Mäuler hatte. Wieder wurde ich vergiftet! Glücklicherweise hatte ich meine Lektion gelernt und mein Ausbilder entgiftete mich jetzt immer.

Schon ziemlich erschöpft lernte ich auch noch die Wassertrolle kennen. Mit brutaler Gewalt schlugen mich diese intelligenten Viecher. Langsam schätze ich mich wirklich glücklich, dass mein Mentor immer neben mir stand und auf mich aufpasste. Die Gegenden wurden immer gefährlicher, aber mir passierte nie etwas Ernstliches.

In diesem Moment hörte ich Geräusche aus dem Schlafsaal. Da ich mich besser nicht dabei erwischen lassen wollte, wie ich ihr Tagebuch las, machte ich mich klammheimlich aus dem Staub. Später schlich ich zum Schlafsaal zurück und ließ das Büchlein in ihre Tasche gleiten. Da ich ziemlich kaputt war, mietete ich mir ein Zimmer in der Pension und ließ mich dort müde ins Bett fallen. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich hier nicht aufspüren würde und freute mich aufs Ausschlafen.

Doch nur kurze Zeit später:

PENG!

KLOPF!!!

POLTER!!!!!

Ich fluchte ziemlich laut, wen ich denn nun umbringen müsse, um in Ruhe schlafen zu können. Es wurde kurz still und ich grinste grimmig in mich hinein. Die Wirkung einer jahrelang im Beschimpfen geübter Stimme ist halt nicht zu verachten. Leider währte meine Freude nur wenige Sekunden, denn jemand kicherte leise vor meiner Tür. Seufzend fragte ich, wer denn da was von mir wolle. Es klopfte nochmal an meiner Tür und meine Azubine piepste: „Ähm, es tut mir leid, ich wollte nicht stören, also nicht wirklich, ich wollte nur fragen, ob du eventuell Zeit hättest, naja, um die Ausbildung …“ Weiter kam sie nicht, denn ich hatte wutentbrannt die Tür aufgerissen. Ich blinzelte. Neben meiner Azubine stand ein männliches Wesen, schlank und hochgewachsen mit spitzen Ohren. Er verbeugte sich und stellte sich vor. Er hätte von meinen hervorragenden Ausbilderqualitäten gehört und würde sich unserer nächsten Reise gerne anschließen. Ich sagte ihm, er könne sich sein schmalziges Gesülze sonstwohin stecken. Meiner Azubine erklärte ich, dass ich jetzt gerne ausschlafen würde, und wenn sie so heiß darauf wäre, die Ausbildung fortzusetzen, könnte sie gegen Mittag nochmal vorbeischauen. Als ich die Tür zuschlug, sah ich noch, wie das Gesicht meiner Azubine in flammendes Rot getaucht wurde. Selbst durch die geschlossene Tür war das Gesülze dieses Blödians noch zu hören. Er tröstete sie wortreich und fragte, ob sie nicht einfach auf eigene Faust weiterforschen wollten. Kurz darauf hörte ich sich entfernende Schritte. Ich sank in die Laken zurück.

Doch anstatt einzuschlafen, wurde ich immer empörter. Was bildete sie sich überhaupt ein, um diese Uhrzeit hier mit so einem Gecken aufzutauchen. Nachdem ich eine Weile erfolglos versucht hatte, wieder einzuschlafen, dachte ich mir, dass man sich ja mal aus der Nähe anschauen könnte, was die beiden da so anstellen würden.

Ich zog mich an und folgte den beiden. Meine Azubine grinste diesen Schnösel die ganze Zeit dümmlich an und machte ihm Komplimente. Er erzählte gerade von seinem ach so aufregenden Leben und seinen Heldentaten. In dem Moment bogen sie zum Feuerriesen ein. Ich lief hinterher und sah, wie meine Azubine entsetzt auf zwei flammende Beine starrte und einen spitzen Schrei ausstieß. Ihr Gefährte wurde auch reichlich blass, sagte aber im Brustton der Überzeugung, dass dieses Flämmchen doch wohl kein Problem sei und griff es mit einem Feuerschwert an. So ein Trottel. Naja, was soll man von Spitzohren schon anderes erwarten? Ich grinste still in mich hinein, da klar war, dass er auf diese Weise scheitern würde.

Als die Situation bedrohlich für die beiden wurde, griff ich dann doch ein und holte sie raus. Statt Dankbarkeit zu zeigen, schmollte meine Azubine und ihr „Held“ brüskierte sich lautstark, was mir denn einfalle, er hätte den Riesen schließlich schon auf die Schwelle gebracht. Ich zuckte mit den Schultern und sagte: „Wenn Du unbedingt sterben möchtest, lass dich nicht aufhalten.“ Er warf mir einen verächtlichen Blick zu und stellte sich wieder dem Feuerriesen. Lars gab dann ziemlich bald bekannt, dass der Feuerriese wohl doch eine Nummer zu groß für ihn war.

Das Ableben ihres Kampfgenossen war wohl dann doch etwas zu viel für die Kleine. Schluchzend meinte sie, dass diese Feuerknie ja schon schrecklich genug gewesen seien, aber als sie dann in schwindelerregender Höhe von drei Metern die Flammen gesehen habe, die um den Kopf des Geschöpfes züngelten, sei es mit ihrer Fassung vorbei gewesen. Außerdem habe der Riese Rauch ausgeatmet. Und hier sei ja sowieso alles total schrecklich.

Ich konnte sie ein wenig beruhigen und fragte sie dann, ob wir nicht zusammen versuchen wollten, dem Feuerriesen den Garaus zu machen. Sie nickte tapfer. Nachdem ich ihr einen Eiszapfen in die Hand gedrückt und ihr erklärt hatte, dass man nun mal kein Feuerwesen mit einem Feuerschwert angreifen sollte, schien sie sich wieder in der Gewalt zu haben. So war es dann auch kein Problem, den Feuerriesen zu plätten und die kümmerliche Ausrüstung ihres Verehrers einzusammeln. Freundlich, wie ich nun mal bin, erklärte ich mich bereit, sie in den Elfenhain zu begleiten, um diesem unfähigen Typen seinen Kram wiederzubringen. Dieser Teletubbizurückwinker würdigte mich jedoch keines Blickes und baggerte schon wieder, was das Zeug hielt. Zu meiner Freude ging meine Azubine diesmal nicht darauf ein und verabschiedete sich rasch mit der Begründung, sie müsse in die Struvbibliothek und lernen. An den nächsten Tagen setzen wir die Ausbildung fort und als sie zu Brieseltrim beordert wurde, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, noch ein wenig in ihrem Büchlein zu blättern …

Anscheinend bin ich meinem Ausbilder doch nicht so egal, wie er immer tut. Er war richtig eifersüchtig auf diesen Elfen, mit dem ich in der Feuerebene war. Nachdem ich mich da nun auch etwas besser auskenne, fand ich den dämlich grinsenden Höllenkegler und dessen scharfe Krallen gar nicht mehr so schlimm. Der Feuerteufel war allerdings noch ein ganz anderes Kaliber. Er biss mich mit spitzen Zähnen, kratzte mich mit scharfen Klauen und schlug mir die Stacheln seines Schwanzes in meine wohlgeformten Beine. Hoffentlich bleiben da keine Narben, sonst kann ich nie wieder einen kurzen Rock tragen. War schon ganz schön anstrengend, die Sache, aber mein Ausbilder war ja an meiner Seite. Wir haben zwar immer noch so einige Differenzen, aber im Grunde genommen mag ich ihn inzwischen gut leiden. Das darf ich ihm bloß nicht sagen, sonst gewinnt sein Machogehabe wieder die Oberhand.

Am nächsten Tag sagte er, dass wir jetzt die letzte Etappe der Schreckensspitze besuchen würden. Dafür hatte er ein Team zusammengestellt, weil man dort nur mit mehreren Personen hingehen sollte. Er konnte sich natürlich die Bemerkung nicht verkneifen, ob ich denn traurig wär, dass mein elfischer Begleiter nicht in seinem Team sei. Ich musste dann doch grinsen, als ich die Frage verneinte. Er erklärte mir dann kurz, dass er den Schlüssel von irgendeiner Hetzjagd oder so schon aus irgendeinem Simultanuniversum geholt hätte. Ich war zu aufgeregt und hab ihm nicht richtig zugehört, keine Ahnung, was er damit meinte. Dann ging´s auch schon los. Er und die anderen Teammitglieder stellten komischerweise ihre Schwerter vor einem Portal ab. Als ich teamkonform handeln wollte und meinen schicken Nachtdolch ebenfalls mit wichtiger Miene dort abgelegt habe, haben sie mich ausgelacht. Was dann passierte, kann ich allerdings kaum beschreiben. Wir waren anscheinend in einer anderen Außenstelle der Hölle gelandet, überall waren Flammen und Wände aus Feuer, durch die sie mich trotz meiner Protestschreie durchgeschleift haben. Ich konnte nie viel sehen, weil sie mich immer in die dritte Reihe stellten und alle größer als ich waren. Das einzig Positive an der Etappe war die heiße Milch, die sie mir zwischendurch immer wieder vorsetzten. Die war lecker.

Jedenfalls haben die ganzen komischen Gestalten, die dort rumhopsten, nicht lange überlebt. Obwohl die Feuerseelenhirten echt gruselig waren. In ihren Augen schien echtes Feuer zu lodern und sie haben die ganze Zeit Zaubersprüche in einer komischen Sprache gemurmelt. Vielleicht sollte ich mal heimlich einen Zauberer fragen, ob der weiß, was die da brabbeln. Dann kann ich das nächste Mal, wenn wir dorthin gehen, mit meinem Wissen brillieren.

Lustige Haustiere gabs dort obendrein auch noch. Da waren z. B. diese Hunde, die mir sofort mit ihren spitzen Zähnen an die Kehle gegangen sind. Die tapferen Jungs um mich herum haben mich aber sofort von ihnen befreit. Später rollte dann eine rote Pelzkugel herein. Sie hat irgendwie wie die Hölle gerochen und die Augen leuchteten wie glühende Kohlenstückchen. Das schlimmste war allerdings der Atem. Sie haben meine Hand angehaucht und ich bekam prompt eine Brandblase. Mein Ausbilder hat dann wieder mal mit mir geschimpft, weil ich meine Handschuhe ausgezogen hatte, um mir die Haare zu kämmen. Er war aber so nett, mir gleich Brandsalbe auf die Wunde zu schmieren, das hat sofort geholfen. Beim Weitergehen fiel mir dann ein unförmiger Haufen glühender Materie auf, aus dem hunderte Tentakel ragten. Dieses Ding schmatzte ekelhaft und versuchte immer wieder, mit seinen Fangarmen zu mir zu gelangen. Aber im Kreis so vieler starker Kämpfer ist mir nichts passiert. Naja, ein Drache durfte natürlich auch nicht fehlen. Und wie sollte es anders sein, war er ziemlich feurig und bestimmt fünf Meter groß. Aber er hatte furchtbar schicke rotschwarze Schuppen. Ich glaube, das wäre die ideale Haarfarbe für mich, wenn das Blond dann mal endgültig rausgewachsen ist. Und zum ersten Mal sind mir Drachen untergekommen, die ihren eigenen Prediger hatten. Diese trugen total schicke Hemden aus glitzerndem Stoff. Mein Ausbilder hat mir dann auch eins geschenkt, weil ich die so toll fand. Ich wollte es in meinen Rucksack packen, damit es nicht kaputt geht. Er lachte mich daraufhin aber aus und sagte, ich soll es gefälligst anziehen. Ich betrachtete ihn misstrauisch, konnte aber nichts Hinterhältiges in seinem Blick erkennen. Also drehte ich ihm den Rücken zu und zog den Panzer aus. Als ich dann aufschaute und mir das Hemd anziehen wollte, sah ich allerdings das grinsende Gesicht meines Ausbilders in dem Spiegel, den ich dummerweise nicht bemerkt hatte. Mein Gott, war das peinlich! Zu seiner Ehrenrettung muss ich aber doch sagen, dass dieses Hemd nicht nur schick, sondern auch viel stabiler als mein Panzer war.

Ich kann mich auch noch gut an diese riesengroße lebende Flamme erinnern. Ab und zu kamen so etwas Ähnliches wie Arme aus ihr und schlugen zu. Und ganz oben waren zwei weißglühende Punkte. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das waren die Augen. Schon seltsam, was es hier so alles gibt.

Als wären das nicht schon genug Monster gewesen, ging´s danach erst richtig los. Nachdem wir den Tempel südlich des Gitters komplett von Monstern befreit hatten, rannten meine Gefährten mit jeweils einem Schlüssel in alle Ecken und kamen genauso schnell wieder ins Zentrum des Tempels. Als sie dann auch noch in der Mitte einen Schlüssel benutzt hatten, begann ein Donnern und Tosen. Plötzlich sah ich eine riesige Gestalt in Begleitung von vier Energiedrachen. Mein Team stellte mich in die allerletzte Kampfreihe und wuselte dann ständig hin und her, um zwischendurch Milch zu trinken. Es kamen immer mehr komische Viecher, da muss irgendwo ein Sack geplatzt sein. Ich glaube, das seltsamste Ding, was ich da gesehen habe, war ein Pyroschnipsel. Der war wirklich anstrengend. Er grinste mich kurz an und plötzlich stand ich bei einem Feuerteufel. Nachdem ich mich kurz umgeschaut hatte, erinnerte ich mich an die letzten Ausbildungstage und mir fiel sogar ein, wo ich mich befand. Noch bevor mein Ausbilder nach mir rufen konnte, rannte ich wieder zu dem seltsamen Portal mit den Schwertern, wo er auch schon auf mich wartete. Stolz schaute ich ihn an und wartete auf ein Wort des Lobes, aber das war wohl doch etwas zu viel verlangt. Er nickte mir nur kurz zu und sagte: „Weiter geht’s“. Zurück beim Drachengott wunderte ich mich, wie dieser eher mickrige, unscheinbare Geselle das wohl gemacht hatte. Nachdem er uns alle noch ein wenig mit seinem lauten Geschrei, von dem mir immer noch die Ohren klingeln, genervt hatte, machte sich auch der Pyrodingsbums auf den Weg in die Hölle. Den Temperaturen nach zu urteilen konnte das ja sowieso nicht allzu weit sein. Später haben sie mich dann einmal beim Gang in die Kneipe aus Versehen irgendwo stehen lassen. Ich hatte nicht mal die Zeit, einen richtigen Schreck zu bekommen, da saß ich schon Lars gegenüber. Als ich dann in der Kapelle gelandet war, stand mein Ausbilder schon da und bat mich zähneknirschend um Entschuldigung. Es war ihm sichtlich peinlich. Der Gesichtsausdruck hat mir gefallen, so könnte er öfter aussehen.

Als Wiedergutmachung hat er mich dann ganz schick in ein Fischrestaurant ausgeführt. Ich hab natürlich das Teuerste auf der Karte bestellt, ganz klar.

Das fand ich dann jedenfalls nett von ihm. Auch wenn er noch so einige Eigenarten hat, die ich ihm unbedingt abgewöhnen muss. Er könnte mir ja öfter mal eine Pause gönnen oder sich nicht ganz so oft über mich lustig machen. Aber das Wichtigste ist:

ER SOLLTE ENDLICH AUFHÖREN, MEIN TAGEBUCH ZU LESEN!!!

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