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Moulokin, Perle des Nordens

- von Ugi -

Was für ein Tag, gerade mal wieder in den Katakomben aufgeräumt, ein paar Freunden riesige Adamantlatschen besorgt, was nun? Hm, einer meiner damaligen Mentoren hat mir mal Moulokin zum Entspannen empfohlen. Nach der Hitze bei den Feuerdämonen wird mir ein wenig Kälte wohl wirklich nicht schlecht bekommen, also warum nicht nach Moulokin. Ich kramte in alten Karten herum und tatsächlich, ich fand eine Art Karte, die mich zu dieser Stadt im Norden des Morgengrauens führen sollte. Seinerzeit war es recht beschwerlich sich den Weg durch die Tundra zu suchen, aber wenn man dem Weg folgt, landet man dort doch recht zügig und unversehrt.

Ich erblickte schließlich die Mauern der Stadt und erkannte schon von Weitem das Glitzern der Kriegslanzen einiger Stadtwächter. Ich hoffte nur, dass mein Gesicht in Vergessenheit geraten war, musste ich doch vor einiger Zeit den damaligen Anführer der Wachen bei Brieseltrim abliefern, was sich als recht stressig erwies, da die Soldaten mich nicht mit ihm ziehen lassen wollten, bevor ich sie nicht mit ein paar schlagenden Argumenten überzeugte. Aber nicht nur schlechte Erinnerungen verband ich mit Moulokin. So half ich seinerzeit dem Violinisten seine Geige zurückzubekommen, er wird sich sicherlich freuen, mich wiederzusehen. Der König sollte sich auch noch an mich erinnern, geleitete ich doch seine Tochter sicher an einen Ort seiner Wahl, den Gefahren der Reise trotzend.

Zu erwähnen wäre da noch die Verwaltung in Moulokin. Ich besaß doch tatsächlich die Frechheit, eines der Büros betreten zu wollen. Der sichtlich irritierte Pförtner lächelte, grinste und konnte sich schließlich vor Lachen kaum noch halten. Ein komischer Kauz dachte ich und lachte verlegen mit. Das Lachen blieb mir jedoch im Halse stecken, als ich die Öffnungszeiten des Ratshauses las. Bbbrrrrr – mich schüttelt es immer noch, wenn ich an dieses Beamtenpack denke.

Die beste Erinnerung habe ich aber an eine der zahllosen Kneipen in Moulokin. Ein eigener Kellner bediente mich und tanzte nach meiner Pfeife. Ich kann nicht behaupten, dass ich das nicht ausgenutzt hätte, so gut habe ich es mir lange nicht gehen lassen und dann der Geheimtipp eines Saufkumpanen. Der Käpt´n persönlich sei hier in der Stadt. Meine Augen strahlten vor Glanz, hatte mich sein Gesöff doch schon oft durch die Nacht gebracht, indem er mich quasi mit auf große Fahrt genommen hatte. Jedenfalls fühlte ich mich am nächsten Morgen regelmäßig so. Dann stand er vor mir – Käpt´n Morgan, leibhaftig und in Farbe. Ich konnte mich nicht beherrschen und verlieh meiner Begeisterung direkt einmal mit einem kräftigen Rülpser Ausdruck. Dies schien ihm zu gefallen, lud er mich doch direkt ein, ein Fläschchen seines edlen Stoffes mit mir zu entsorgen. Ich lies mich natürlich nicht lumpen und obwohl mir nach der halben Flasche schon recht duselig war, brabbelte ich etwas von „einem Bein kann man nicht stehen“, woraufhin er natürlich sofort eine weitere hervorzauberte. Als ich dann, kaum noch wissend, wo ich war, etwas von „Alle guten Dinge sind drei“ faselte und selbstredend die dritte Flasche ins Spiel kam, hört bei mir die Erinnerung doch auf bzw. weist einige Lücken auf.

Als ich damals am nächsten Tag in irgendeiner Absteige erwachte mit einer Fahne, mit der der alte Briesel mich direkt wieder zum Waffenlosen degradiert hätte, schwirrten mir nur noch Bruchstücke des letzten Abends durch den Kopf, der – wie mir schien – noch brummiger als sonst war. Ein Blick in den Spiegel half da auch nicht weiter, im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, als hätte ich auf einmal die schlitzigen Ohren eines Elfen (bah). Da fiel mir nur der Spruch eines Weggefährten ein: Nie wieder Alkohol!

Naja, nach einem einigermaßen genießbaren Frühstück machte ich mich auf, die Eisbärenallee und die sich dort befindliche Werft zu besuchen (waren das doch die übriggebliebenen Erinnerungen aus den Erzählungen des Käpt´ns am vorigen Abend).

Dann aber sah ich etwas für mich völlig neues. Ein Schiff näherte sich mir bzw. der Kaimauer an der ich stand. Natürlich habe ich schon Schiffe gesehen, das erstaunliche war aber, dass dieses gar kein Wasser brauchte zum Fahren!?! Bei näherer Betrachtung sah ich, dass sich das Schiff, die Slanderscree, auf Kufen fortbewegte. Der Kapitän lud mich direkt zu einer Probefahrt ein und da ich ja quasi im Urlaub war, nahm ich dankend an. Der Kapitän hatte aber anscheinend noch kräftig einen sitzen, auf jeden Fall hatte es den Anschein, so wie er die Slanderscree manövrierte.

Als ich ihn dann auf seine Waffe, einen prächtigen Morgenstern, ansprach wurde er allmählich misstrauisch und sehr schweigsam. Das ganze endete schließlich mit einer toten Schiffbesatzung …

So in Gedanken stand ich dann vor Moulokin, aber etwas hatte sich verändert. Düster und schaurig wirkte die Stadt, die von einigen wohl auch zu Recht Perle des Nordens genannt wird. Überraschung – Centauren schoben Wache am Stadttor oder zumindest da, wo mal ein Stadttor war. Gab es etwa eine Machtübernahme, von der ich nichts gehört hatte? Nun gut, ich ging an den argwöhnisch guckenden Wachen vorbei. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte … Auch Moulokin selbst hatte sich irgendwie verändert, einige Wege fehlten plötzlich, Käpt´n Morgans Fabrik wie ausradiert, überall Centauren, Chaos und Verwüstung. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, ich war in „Para“. ‚Verdammt‘, dachte ich ‚Wieso muss dieser blöde Weghier (den ich am frühen Morgen besuchte) auch in Para sein?‘ danach bin ich wohl nicht mehr in die normale Welt hinübergewechselt, was mir in den Katakomben gar nicht aufgefallen war. Da habe ich den Salat …

Ich wollte meinen bedauerlichen Patzer schnell beheben und begab mich zügig in Richtung Ausgang, aber es kam wie es kommen musste. Die Centauren ließen mich nicht aus der Stadt. Sie griffen mich an. Glücklicherweise war mein Keulenelementar griffbereit und zusammen mit meiner Drachenschuppe verschaffte ich mir etwas Luft. Aber diese Wächter kämpften gut, kein Vergleich zu den Luschen in der normalen Welt. Einen erlegte ich mit einem sauberen Todesstoß mit meiner Zwergenaxt, ich war jedoch so erschöpft, dass ich dem anderen (und der wahrscheinlich jede Sekunde eintreffenden Verstärkung) kein Paroli mehr bieten konnte. Ich lief in den Park hinein und mit etwas Geschick hängte ich den Centauren ab. Auch fand ich einen geheimen Gang, der mich an den Wachen vorbei in die Tundra führte. Gut, sie wollten es so haben. Ich stockte meinen Waffengürtel mit den üblichen Äxten auf, pflegte meine doch erheblichen Wunden und schmiedete einen Plan, die Stadt auch in Para zu begutachten, wo kommen wir denn schließlich hin, wenn mir schon so hässliche Centauren quer kommen?

Mein Angriff war schnell und tödlich, die Wächter kippten wie die Fliegen. Mein Rückzug war also somit doppelt gesichert. Einige dubiose Gestalten spürten den Stahl meiner Äxte.

In einigen fand ich gar würdige Gegner, aber an meinem Stolz gepackt, erlegte ich alle der Reihe nach, inklusive z. B. eines tiefen Schlaglochs, welches wohl gelegentlich seine Gegner verschluckt. An diversen Gestalten vorbeigekämpft, ordnete ich erst mal die erbeutete Ausrüstung. Erwähnenswert sind da wohl nur der Säurepanzer und die schimmernde Axt.

Letztendlich fand ich dann auch eine Pforte, zu der ich mir einen Schlüssel zusammenbastelte. Dahinter stand er dann: Der Meister der Centauren. Ich griff ihn mit vollem Elan an. Ein harter Kampf entbrannte, er rief sich einige (!) Verbündete, aber auch die konnten ihn nicht vor seinem Schicksal bewahren. Gerade noch rechtzeitig traf ihn der Todesstoß meiner eleganten Zwergenaxt, bevor ihm mittels seines Rings doch noch beinahe die Flucht gelungen wäre. Die Stadt war gesäubert, aber für wie lange? Ich entschied mich, im Tempel etwas Ruhe zu suchen. Ich traf auf eine Mumie, die auf ein Feuerchen aber gar nicht so gut zu sprechen war …

Ich verließ die Stadt oder – besser gesagt – die Ruinen wieder durch den geheimen Gang, denn neue Wächter hatten sich formiert und ich hatte für diesen Tag mehr als genug Centauren den Garaus gemacht, wie ich fand. Meine Erholung entpuppte sich also im Nachhinein als mittelschweres Gemetzel. Ich entschied mich, meine Erfahrungen den Nghogs mitzuteilen, sie haben für meine Geschichte sicherlich ein offenes Ohr :)

(Noch) Takal´Mor

Ugi

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