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(Toeter, 27. Feb 1996, 09:49:30):
Hier ein zum Scheitern verurteilter Versuch einer Zusammenfassung der Eindrücke eines Partyzipierenden:

Der Freitag abend wurde zunächst dem Gasthof Zu den vier betrunkenen Taxifahrern gewidmet, in dem sich unsere kleine Gesellschaft als erstes in einem harten Kampf um die bessere Stimmung gegen einen Rentnerverein durchsetzen mußte. Dennoch erreichten die Sympathiewerte bei der Belegschaft des Hauses einen derart hohen Wert, daß der Wunsch nach zahlreicherem Erscheinen mehrfach geaeußert wurde, was angesichts der Freundschaftspreise auf der eigens kunstvoll zusammengestellten Karte auch kein Problem gewesen wäre. Dieses Angebot wurde von den Veranstaltern nach der Devise "Mohn ist Opium fürs Volk" sogar noch mit leckerem Kuchen erweitert.

Den tapferen Organisatoren ist es denn auch zu verdanken, daß die hohe Zahl der anwesenden Obdachlosen eine angemessene Bleibe erhielt. Dabei entschied sich ein Großteil - sei es, um dem sportlichen Image gerecht zu werden, oder weil die Gepäckmassen so groß waren, daß jeder andere Raum zu klein gewesen waere - für die nahegelegene Turnhalle. Das Schloss des Geräteschranks war schnell geknackt, und schon bald sah man ueberall Leute, die sich mit entrückt fröhlichem Gesichtsausdruck die Extremitäten ramponierten.

Andere, eher intellektuell veranlagte Menschen saßen dagegen stundenlang vor bunt bemalten Papierkärtchen und murmelten etwas von Magie oder Lehm (engl. mud). In der Spätphase des Abends mischten sich dann zunehmend die zufriedenen Grunzlaute der Schlafenden in das Geschehen, wobei der unbekannte Hallenwart seine Aufsichtspflicht sehr ernst nahm und die Flutlichtanlage so lange wie moeglich angeschaltet ließ.

Der Schlaf des Geschwächten sollte jedoch nicht lange währen, denn im Morgengrauen wurde die Ruhe jäh unterbrochen, als ein bekannter Muensteraner Basketballstar Slamdunks mit einem Medizinball veranstaltete. Als kalte Dusche stellte sich dann nicht nur die Morgentoilette sondern auch das eher brötchenorientierte Frühstueck heraus, das aber dennoch entgegen einiger arithmetischer Schwierigkeiten zur einstweiligen Sattheit der Anwesenden fuehrte.

Nach einer kurzen Periode der Zerstreuung wurde dann als naechstes Ziel die architektonisch mit einigen Vorschusslorbeeren bedachte Universität von Bielefeld angepeilt, wo sich die Machthaber des Muds zu einem Seminar ueber fremde Sprachen versammelt hatten. Wer das fuer intellektuelle Scheisse befand, sah sich einem reichhaltigen Ausweichangebot gegenüber, das von zwanglosen Diskussionen ueber die Vorreiterrolle Bielefelds im Unterführungswesen bis hin zu eher abstrakten Zeitvertreiben wie Bowling und Dart reichte.

Der unweigerlich folgende Abend fuehrte jedoch alle diese Handlungsstränge wieder zusammen und lenkte das Hauptaugenmerk erneut auf die Räumlichkeiten der Bielefelder Schreckensspitze. Das Angebot kannte auch hier keine Grenzen: Neben Brötchen und Bier hatte man sogar eine Kiste mit perligem Sekt bereitgestellt und in einem eigens dafür bereitgestellten Raum durften Nichtraucher ihr Lieblingsspielzeug präsentieren.

Es schien bereits dank der gründlichen Organisation alles in die Bahnen gelenkt, als aufgeregte Boten plötzlich die Ankunft des Sheriff-Anwärters verkündeten, der auch Bielefeld mit der Ehre seiner Anwesenheit zu beglücken gedachte. Spontan ergab sich eine Gruppe, die eine improvisierte Wahlkampfveranstaltung ersann. Diese war ein voller Erfolg und dürfte dem Kandidaten gerade in Zeiten der Erzmagieverdrossenheit einige Hindernisse auf seinem Weg ins Office ausgeraeumt haben (Gluecklicherweise ging der gewöhnungsbeduerftige Inhalt der Rede in der allgemeinen Euphorie der bedenklich enthemmten Massen unter).

Vom weiteren Verlauf des Abends existieren leider nur noch Fragmente, so daß zur genaueren Analyse auf weiterführende Literatur verwiesen werden muss.

Von erschreckender Genauigkeit zeichnet sich jedoch das Bild des folgenden Morgen in der Erinnerung des Beobachters: Überall fanden sich Verletzte, selbst gestandene Kampfzwerge wälzten sich stöhnend in ihrem Sauerstoffzelt umher. Dem folgenden Räumungsbefehl widersetzten sich so auch nur noch wenige und schon bald deutete nichts mehr auf die kurzfristige Besetzung der Turnhalle hin.

Als letzter Part des Treffens war schließlich ein Essen beim Chinamann "Mac Wong" angesetzt. Wer allerdings befürchtet hatte, daß "Mac" im chinesischen fuer Fastfood steht, sah sich glücklicherweise getäuscht, in routinierter Bequemlichkeit wurden die Speisen serviert, die Entdeckung der Langsamkeit war angesagt und eröffnete aufs neue Raum fuer angeregte Diskussionen. In der anschließenden Abschiedssequenz konnten dann noch einmal Herzlichkeiten ausgetauscht werden, bevor sich schließlich die einzelnen Kampfgruppen wieder in ihr jeweiliges Einsatzgebiet zurückzogen, um dort den angehäuften Mangel an Schlaf abzubauen.

Prädikat: Schwer in Ordnung

PS.: Vielen Dank an alle, die bei der Organisation der Party mitgewirkt haben!


Der Text stammt von Toeter@MG.Uni-Muenster.DE.
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